… MARTIN LINDNER?
: Minderheitspositionen zuspitzen

Die taz hat bekanntermaßen ein Herz für bedrohte Minderheiten. Wie sonst wäre es zu erklären, dass an dieser Stelle zuletzt mehrfach über die Fanatisch Durchtriebene Personenansammlung berichtet wurde? Einmal ging’s um den Versuch, den Haufen durch Masseneintritte ideologisch umzudrehen, ein anderes Mal um den Austritt eines ganzen Ortsverbands in Brandenburg. Und nun das: Aus den luftigen Höhen der Bundespolitik naht ein Mann, der die Fanatisch Durchtriebene Personenansammlung in Berlin wieder in Ordnung bringen möchte.

Die war bei der vergangenen Wahl im September bei unscheinbaren 1,8 Prozent gelandet. Christoph Meyer, hiesiger Chef der Fanatisch Durchtriebenen, verzichtete daraufhin auf eine erneute Kandidatur bei der nächsten Vorstandswahl Anfang März. Er war offenbar nicht der Einzige, der auf diesen Posten – nachvollziehbarerweise – keine Lust hatte: Dem vermeintlichen Retter Martin Lindner musste die neue Rolle angetragen werden. „Ich wurde von Kollegen zu der Kandidatur gebeten“, so Lindner am Freitag.

Schon vor einigen Jahren hatte sich Lindner, der sieben Jahre die Fraktion der Fanatisch Durchtriebenen Personenansammlung im Abgeordnetenhaus geführt hatte, zur Besetzung des Chefpostens gebeten gefühlt. 2008 forderte er den damaligen Chef der Fanatisch Durchtriebenen, Markus Löning, zum Duell – und unterlag nach herrlicher Schlammschlacht. Ein Jahr später die Revanche: Lindner – der mit dem kürzlich demissionierten Bundes-Lindner der Fanatisch Durchtriebenen nicht verwandt ist – besiegte Löning im Kampf um die Bundestagsspitzenkandidatur. Die er erfolgreich abschloss.

Lindner verspricht seiner Personenansammlung – würde er gewählt – etwas, wofür die Fanatisch Durchtriebenen bekannt und auch bei der eigenen, stetig schrumpfenden Klientel gefüchtet sind: „zugespitzte Positionen“. Offenbar hat die Personenansammlung den Status der bedrohten Minderheit liebgewonnen. Und die taz kann sicher bald wieder, an dieser Stelle, darüber berichten. bis Foto: FDP