Beim Talent Campus

Maren Ades Mund

„Die Berlinale ist so voll, ein Festival, das mich nervös macht“, sagt Gabe. Ich beginne, über den Wettbewerb zu klagen, und er sieht mich an, als wäre ich ein Alien: „Nein, von dem Müll rede ich gar nicht.“ Im Phaeton haben sie mich hierhergebracht, ins HAU 2, vom Potsdamer Platz. Hier ist der Talent Campus. Eine andere Welt. Ich sitze auf einem Podium, auf dem es um Internet und Filmkritik geht. Im Publikum kein vertrautes Gesicht. Viele Fragen drehen sich darum, ob man in Zukunft als Filmkritiker noch seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Was weiß denn ich?

Nicht nur angehende Filmemacher, sondern auch angehende FilmkritikerInnen sind beim Talent Campus versammelt. Sie kommen aus aller Welt. Siddhart, mit dem ich kurz spreche, kommt aus dem indischen Bangalore. Sein Ticket zum Talent Campus hat er sich als Film-Blogger verdient. Auf eine Aktion, mit der es ihm und anderen Bloggern gelang, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf einen pakistanischen Film zu lenken, ist er sichtlich stolz. Von Professionalisierung will er aber nichts wissen: „Es gibt keine professionelle Filmkritik in Indien“, sagt er.

Im kleinen Magazin mit den besten hier entstandenen Texten schreibt Siddhart über die Pressekonferenz zu Maren Ades „Alle anderen“. Da war ich auch, da sind sich die Welten bereits begegnet. In seinem Text dazu finde ich den Satz über Ade sehr hübsch: „Ihr Mund schien verwirrt, ihre Augen funkelten.“

EKKEHARD KNÖRER