Unterstützung für Westberliner Schnösel

FUSSBALL Tennis Borussia Berlin fehlt Geld. Fans sammeln Spenden und kreieren ein neues Vereinsimage

„Wir werden die ganze Saison unter Finanzdruck spielen“

TEBE-VORSTAND HAGEN LIEBING

„We save TeBe“ heißt eine neue Initiative von Fans und Sponsoren des früheren Fußball-Bundesligisten Tennis Borussia. „Es ist ein Hilferuf. Wir wollen damit sagen: Hier ist ein Problem. Die Stadt muss zeigen, dass TeBe eine wichtige Nummer ist“, erklärt Denis Roters, einer der Initiatoren beim Club aus dem Mommsenstadion.

Noch vor wenigen Wochen bestritt der Vorstandsvorsitzende Mario Weinkauf vehement, dass TeBe in Finanznot stecke. Vorstandsmitglied Hagen Liebing umriss die Lage da schon kritischer: „Wir müssen wirklich sehen, dass wir das Geld zusammenhalten.“ Die Bewegung „We save TeBe“ ist auch eine Antwort auf das Versteckspiel um die Vereinsfinanzen. „Wir wollen Transparenz“, sagt Roters.

Borussia ist gebeutelt und vom Pech verfolgt: Der einstige Bundesligist, dessen erste Männermannschaft in der Regionalliga und das Frauen-Team sogar in der Bundesliga antreten, plant 2009/2010 mit einem Etat von 1,1 Millionen Euro. Der DFB steuert für die Regionalliga-Herren gerade mal 100.000 Euro Fernsehgeld bei. Den großen Rest muss der Klub erwirtschaften. Das aber gestaltet sich im Schatten von Hertha BSC und dem 1. FC Union schwierig. Zudem hatte sich TeBe vor Saisonstart von seinem Hauptsponsor getrennt, weil dessen Chef wegen Kindesmissbrauchs inhaftiert worden war. 800.000 Euro sollte der Sponsor beisteuern. „Wir werden die ganze Saison unter Finanzdruck spielen“, prophezeit TeBe-Vorstand Liebing.

Die Basis will nicht tatenlos zusehen, wie ihr Club ins Trudeln gerät. „Wir haben auch ein Imageproblem. Wofür steht TeBe eigentlich?“, fragt Mitinitiator Roters. Hertha ist der wenn auch wankende Hauptstadtclub Nummer eins, die Unioner aus Köpenick sind der aufstrebende Malocherverein aus dem Osten – doch welches Etikett trägt TeBe?

„Früher hießen wir mal die Millionarios“, sagt Roters in Erinnerung an die 90er-Jahre, als reiche Gönner und windige Finanzjongleure im Mommsenstadion Hof hielten. Diesmal soll die Rettung von unten kommen, von der Basis, die bei „We save TeBe“ freilich mit der Klubleitung kooperiert. Über 100 Interessierte trafen sich beim Start der Initiative im Mommsenstadion und sammelten mehrere tausend Euro Spenden. Die Initiatoren wollen eine dauerhafte „Fan-Agentur“, die TeBe aus der Versenkung hebt, indem sie Marketing und Sponsorenakquise forciert.

Als neues Werbeimage schwebt den TeBe-Rettern das Label „Rock-’n-Roll-Club“ vor. Auf den „Saving TeBe“-Shirts, die auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche verkauft wurden, steht „Schnösel – Westberlin“. Das rockt! Kein Wunder, kommen doch einige Borussen-Freunde aus dem Musikbiz. Vorstand Liebing beispielsweise spielte einst Bassgitarre bei den „Ärzten“. Aus Schweden hat sich ein bekannter Rockgitarrist solidarisch erklärt, raunt man im Mommsenstadion.

Selbst Trainer-Idol Rudi Gutendorf und Torjäger-Denkmal Benny Wendt haben sich in dieser schweren Zeit zu ihrem früheren Verein bekannt. „Weil mein Herz immer noch für Tennis Borussia schlägt. Ich hoffe und wünsche von ganzem Herzen, dass es gelingt, TeBe zu retten. Für mich ist Berlin nichts ohne Tennis Borussia. Ich komme sofort, wenn ihr meine Hilfe braucht!“, teilte der Schwede Wendt aus dem hohen Norden mit. JÜRGEN SCHULZ