Präventionsprojekte

ZWANGSPROSTITUTION Opferhilfeverein wird 100 Jahre. Fallzahlen in Berlin deutschlandweit am höchsten

Nirgendwo in Deutschland werden mehr Frauen zur Prostitution gezwungen als in Berlin. 2009 gab es laut Bundeskriminalamt 131 abgeschlossene Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung – ein Viertel aller in Deutschland erfassten Fälle. Der Berliner Verein In Via engagiert sich seit 100 Jahren für die Rechte dieser Frauen.

Junge Frauen, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Glück und Arbeit in der Großstadt suchten, erwartete die Realität nicht selten schon am Bahnhof in Gestalt schmieriger Zuhälter. Mit der Gründung einer Bahnhofsmission wollten gut situierte Katholikinnen der Ausbeutung Einhalt gebieten. Als sich 80 Jahre später nach dem Fall der Mauer Hunderte junger Frauen aus Osteuropa nach Berlin schleusen ließen, gründete In Via eine Beratungsstelle. Seit 1997 gaben die Beraterinnen 1.500 Frauen Hilfe bei Unterkunft, Behördengängen und Gerichtsverfahren – fast immer unter dem Druck der drohenden Abschiebung ihrer Klientinnen. Seit der EU-Osterweiterung seien es vor allem Afrikanerinnen, die bei Schleppern und Zuhältern horrende fünfstellige Schulden abarbeiten müssten, sagt Barbara Eritt, Leiterin der Beratungsstelle. Per Internet würden aber auch junge Frauen aus Berlin und Brandenburg in die sexuelle Ausbeutung gelockt. Mit Projekten an Schulen will In Via Eltern und Jugendliche über diese Gefahren aufklären. MANUELA HEIM

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