NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

The Boss of It All

DK 2007. Regie: Lars von Trier. 100 Min.

In Lars von Triers neuem Film übernimmt ein Schauspieler in einem IT-Betrieb die Rolle des ständig abwesenden Chefs. Der wahre Inhaber, ein harmoniesüchtiger Knuddelbär, der seine Angestellten betrügt und um jeden Preis beliebt sein will, hatte den Boss erfunden und ihm alle unangenehmen Entscheidungen zugeschustert. Die plötzliche Fleischwerdung der Fiktion vor der ganzen Firma hat massive Folgen: Sex auf Schreibtischplatten, gebrochene Heiratsversprechen und wohlgesetzte Boxhiebe. Von Triers Sinn für Humor beschränkt sich nicht auf die berechenbare (und am Ende doch nicht so berechenbare) Komödie, die er mit Dialogen zwischen begriffsstutzigen und als ebenso empfindlich wie phlegmatisch karikierten Dänen lakonisch erzählt. Er hält das leise vor sich hin bröckelnde Niedergangspanorama mit Zwangscharaktern und Hysterikern auch für genau zeitgemäß. Es treffe die dänischen Gegenwartsverhältnisse, vor allem die laut von Trier zentrale dänische Lebenslüge eines unbedingten Harmlosigkeitsdiktats mit Harmoniezwang. Diese wird von dem Film zum einen gezeigt, zum anderen verdoppelt.

Die Klasse

F 2008. Regie: Laurent Cantet. 128 Min.

Obwohl der Film über weite Strecken das Klassenzimmer nicht verlässt, ist er nie langweilig oder zäh. „Die Klasse“ stellt sich drängenden Fragen, ohne einfache Antworten bei der Hand zu haben. Was ist Bildung? Wie erreicht sie die, die sie nicht in die Wiege gelegt bekommen? Wie muss sie in einer Gesellschaft aussehen, die einer einheitlichen kulturellen Grundlage entbehrt? Und welche Sprache findet man, um vor diesem Hintergrund überhaupt miteinander zu reden? Der Cannes-Gewinner 2008.

THE BOSS OF IT ALL: Babylon Mitte, Central, Lichtblick. DIE KLASSE: Babylon, Broadway, Cinema Paris, Cinemaxx Potsdamer Platz, fsk, FT Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kulturbrauerei, Passage, Thalia Potsdam