NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

Mein Kampf

Das „heilige Zeichen der Germanen“ ist, wenn man Urs Odermatts Tabori-Verfilmung „Mein Kampf“ Glauben schenken dürfte, zu Adolf Hitler (Tom Schilling) im Schlaf gekommen: in Form einer widerborstigen Kissenstickerei, die dem späteren „Führer“ rote Hakenkreuze auf die morgendlichen Wangen zauberte. Überhaupt zeichnet sich dieser junge Tölpel, der eines Tages mit einigen Zeichnungen unterm Arm in Wien und wenig später im Obdachlosenheim aufschlägt, durch einen erklecklichen Mangel an Kreativität aus: Seine Bilder – manierierter Kitsch, von miesen Künstlern schlecht abgemalt. Sein späterer Bart – vom Zimmergefährten, dem Juden Schlomo Herzl (Götz George), unter die Nase frisiert.

Hitler wird als Rotzlöffel, als Witzfigur vorgeführt. Phasenweise trägt der Film dabei die Bilderschmiere zu stark auf: Einmal zeichnet Hitler Eisenbahnschienen in Renaissanceperspektive, die zum Fluchtpunkt des Bildes führen. An diesem baut sich eine Festung auf – die übliche Ikonografie des Konzentrationslagers. Ein unnötiger Wink in einem Film, der noch gut mehr von dem blühenden Irrsinn vertragen hätte, den Tom Schillings gehetzte Hitlerei verströmt. Babylon Mitte, Sputnik, UCI Colosseum