Überhaupt nicht traurig

Mit einem besonderen Leckerbissen des internationalen Kinos macht das Nomadenkino heute im Kater Holzig Station. „The Saddest Music in the World“ handelt vorgeblich von der Suche nach, nun ja, dem traurigsten Musikstück der Welt. Tatsächlich ist hier eine groteske Achterbahnfahrt zu sehen, die Sexualität, Psychologie, Politik und Zeitgeist aufs Komischste vermengt. Anleihen beim Surrealismus sind zu bemerken, Fans der Coen-Brüder werden auf ihre Kosten kommen, wie auch Buñuel-Anhänger. Die traurigste Musik der Welt – lässt sich so etwas überhaupt halbwegs objektiv bestimmen? Den Versuch macht Regisseur Guy Maddin erst gar nicht. Der Kanadier ist bekannt für seinen bizarren Humor, Amputationen und sein Faible für die Optik des frühen Tonfilms. Atmosphärische Wiederbelebung eines ganzen Zeitalters betreibt er, entwickelt dabei aber Geschichten und Charaktere, die in dieser Schärfe und in so makaberen Situationen selten zu finden sind. Abgetrennte Gliedmaßen und ein sehr spezieller Ödipuskomplex werden mit Isabella Rossellini und Maria de Medeiras bildgewaltig vor der Kulisse der Wirtschaftskrise der frühen 1930er Jahre in Szene gesetzt.

■ „The Saddest Music in the World“: 29. Dezember, 20 Uhr, Kater Holzig, Michaelkirchstr. 23