verpasst?
: Blutmetall

„Kongos verfluchter Schatz“, Mittwoch, 0.00 Uhr, ZDF

Von „Sklavenarbeit“ raunt das ZDF, von einem „Metall, an dem Blut klebt“. Bei der Werbung zu diesem Film über den Abbau der Erzmischung Coltan – das Tantalerz daraus kommt bei der Handyherstellung zum Einsatz – im Kongo ist dem ZDF kein Klischee zu schade, und es lobt, Filmemacher Patrick Forestier habe sich sogar zum Anführer der verantwortlichen Rebellen gewagt, Laurent Kunda.

Nun: Der Rebellengeneral heißt eigentlich Nkunda; er empfängt Journalisten ausgesprochen bereitwillig und häufig; Coltan aus dem Kongo ist auf dem Weltmarkt unwichtig; und statt mit versteckter Kamera mühsam einen Belgier ausfindig zu machen, der den Handel damit zugibt, und alte UN-Berichte einzublenden, hätte Forestier einfach Kongos amtliches Zollregister ansehen können, wo das alles drinsteht.

Aber das Hauptproblem des Films: Die gezeigten Minen und Schmuggelwege liegen gar nicht in Nkundas Gebiet, sondern hunderte Kilometer entfernt in einer Region unter Kontrolle der Erzfeinde des Tutsi Nkunda – ruandischen Hutu-Milizen sowie Teilen von Kongos Regierungsarmee. Sie sind für die Vergewaltigungsopfer, Kinderarbeiter und Plünderungen des Filmes verantwortlich, wie der Zuschauer durchaus erfährt.

Der Film wurde schon 2007 gedreht, vor dem jüngsten Friedensabkommen für Ostkongo, und lief damals im französischen Fernsehen. Sehenswert ist er trotzdem, wenn man die Untertöne und ZDF-Lügen vergisst und stattdessen einfach zusieht, unter welch brutalen Bedingungen Rohstoffe aus dem Kongo auf den Weltmarkt gelangen. DOMINIC JOHNSON

Noch zu sehen unter: www.zdf.de/ZDFmediathek/