Der Lord kommt um halb drei

ARD Das Erste verklappt die Döpfner-Doku über George Weidenfeld am Sonntagnachmittag

Eigentlich, und da muss der Mann von der ARD-Programmpressestelle vermutlich hinter vorgehaltener Hand ein bisschen grinsen, sei der 12. Juli ja als so ein Sportnachmittag geplant gewesen. Aber weil die Öffentlich-Rechtlichen die „Tour de France“-Übertragung bekanntlich wegen pharmazeutischer Befindlichkeiten (Dopingverdacht und so) verkürzten, fand sich hier ein 60-Minuten-Loch.

Zugegeben: Sonntags 14.30 Uhr im Ersten ist nicht gerade der Traumsendeplatz für eine sehr persönlich gehaltene Doku. Schon gar nicht, wenn sie Springer-Chef Mathias Döpfner über seinen Freund George Weidenfeld gedreht hat. Der in Österreich gebürtige Verleger, der vor den Nazis nach Großbritannien floh und dort von der Queen zum Lord Weidenfeld of Chelsea geadelt wurde, feiert im September seinen 90. Geburtstag.

Und der Lord kann nun wirklich nichts für das merkwürdige Gezerre um „seinen“ Film: So ganz wurde das 2007 erdachte Projekt den Ruch nie los, gewissermaßen der Befriedung der Springer-Presse zu dienen in der Schlacht um Rundfunkgebühren und neue Online-Spielregeln.

Am ARD-Chefredakteur vorbei wurde schon Ende 2007 verkündet, der Film solle 2008 im Ersten laufen, dann war lange Ruhe im Karton und Hickhack hinter den Kulissen: Im Mai 2009, der Film war mittlerweile fertig, hieß es in ARD-Kreisen: „Im Ersten niemals!“.

Jetzt wiegelt die Pressestelle ab: Die damals und heute beteiligten Herren hätten wohl keine Lust, all diese Entscheidungsgänge noch mal zu rekonstruieren. Dafür ist „Mein Freund George Weidenfeld“ ja auch viel zu sauber verklappt: Letzte Woche lief auf dem Sendeplatz die gefühlt 467. Wiederholung des Schmachtfetzens „Das Erbe von Björndal“. Kommt ja auch aus Österreich. STG