Über Umwege auf das Sparbuch

GELD Der Prozess gegen Wilfried Mohren hat begonnen. Er könnte glimpflich für ihn enden

Wilfried Mohren muss das Ganze wie eine der vielen Gremiensitzungen vorgekommen sein, denen er einst beiwohnte. Jedenfalls gab sich der ehemalige MDR-Sportchef am ersten Prozesstag vor dem Leipziger Landgericht reichlich bräsig. Der 51-Jährige verzog bei den Vorwürfen der Ermittler keine Miene, sah eher gelangweilt aus und blätterte in seinen Unterlagen. Reue, Schuldgefühle? Ach was!

Anders seine Frau Christina. Ihr war die Unzufriedenheit im Gesicht geschrieben. Staatsanwältin Skvortsov attestierte dem Ehepaar, sich „eine dauerhafte Einnahmequelle“ aus Schmiergeld geschaffen zu haben. Gelder von Verbänden und Firmen, die Mohren dafür in Szene setzte, landeten Skvortsov nach „zur Verschleierung“ auf dem Konto von Christinas Eventagentur – und schließlich auf einem Sparbuch des Duos.

Der Anklage zufolge prellte Mohren seinen Ex-Arbeitgeber sogar, indem er Flugtickets abrechnete, die er mit Gutscheinen bezahlt hatte. Und weil er Umzüge steuerlich zu hoch geltend machen wollte und seine vom MDR nicht genehmigten Nebenverdienste nicht voll angab, habe er auch das Finanzamt betrogen.

Das Paar könnte dennoch glimpflich davonkommen. Mohren hatte sich am Mittwoch überraschend mit dem MDR darauf geeinigt, dem Sender gut 380.000 Euro an Schadenersatz und Anwaltskosten zu überweisen. Die Richter kündigten daraufhin an, bei einem „glaubhaften Geständnis“ maximal Bewährungsstrafen zu verhängen. Mohren sagte, er sei damit „zufrieden“. Doch auch die Staatsanwältin muss einem solchen Deal zustimmen. Sie will bis zum nächsten Verhandlungstag am 29. September in sich gehen.

Ein vorzeitiges Prozessende dürfte auch im Interesse des MDR sein, der dann die eigenen Strukturen nicht so umfangreich offenlegen müsste. Daniel Bouhs