hamburger szene
: Unsäglich dämlich

Der Mann mit dem Schnauzer, ziemlich laut: „Setz’ dich endlich hin, Pascal. Du baust schon den ganzen Tag Scheiße.“

Pascal: „Gar nich. Das war doch Alex. Der baut doch die ganze Scheiße.“

Alex: „Red’ keine Scheiße. Nichts mach’ ich.“

Mein kleiner Sohn, halblaut: „Die da drüben sagen die ganze Zeit Scheiße.“

Ich, halblaut zurück: „Das sagt man eigentlich nicht. Das ist kein schönes Wort.“

Ein Lautsprecher, scheppernd: „Aufgrund eines Polizeieinsatzes auf den Schienen wird sich die Weiterfahrt voraussichtlich um einige Minuten verzögern.“

Ich: „Scheiße, Scheiße, Scheiße. Jetzt kommen wir schon wieder zu spät.“ – Wobei ich diese Worte, der Bemühung um Bildung eingedenk, die ein fürsorgliches Elternhaus, Kindergärtnerinnen, Kindermädchen, Schullehrer und Universitätsprofessorinnen mir haben angedeihen lassen, nur zu mir selber sprach.

Ja, frohlockte ich, das ist Zivilisation: im stillen Kämmerlein des Herzens verwahren, was andere andere auf der Zunge tragen, im Gedanken belassen, was andere sich an den Kopf werfen. Ach nein, das ist weiter nichts, als wieder mal auf die „feinen Unterschiede“ zu pochen, war mein nächster, schon sehr viel nüchterner Gedanke.

Oder nicht einmal das, sagte mir mein letzter Gedanke: Ich habe es hier bloß mit einem ziemlich belanglosen Fall von Schizophrenie zu tun. Mit einem unsäglich dämlichen zudem.MAXIMILIAN PROBST