Mietverträge für Bauwagenplätze
: Friede den Hütten

Am verwunderlichsten ist, dass sich niemand mehr darüber wundert, wie geräuschlos es funktioniert. Das Leben auf Hamburgs Bauwagenplätzen ist alltäglich geworden, das Leben mit Hamburgs Bauwagenplätzen ebenso. Der am Mittwoch unterzeichnete Mietvertrag ist dafür ein Beleg. Und er ist auch ein Beleg dafür, dass der Begriff Toleranz in dieser Stadt kein Schimpfwort mehr ist.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

So lange ist es noch nicht her, dass politische Unruhestifter Hamburg unsicher machten. Der 2002 vom schwarz-schwarzen Senat der Herren von Beust und Schill entfachte Bürgerkrieg gegen Bauwagenbewohner gehört zu den politisch-moralischen Tiefpunkten in der jüngeren Geschichte in dieser Stadt.

Die damalige Lynchstimmung wildgewordener Kleinbürger ist gewichen – unter anderem der Erkenntnis, dass BewohnerInnen von Bauwagen kaum minder spießig sein können als CDU-Bezirkspolitiker. Das stellten vor drei Jahren Altonaer Christdemokraten fest, als sie den grünen Koalitionspartner zu Tee und Keksen in die Gaußstraße begleiteten. Blumenkästen mit Geranien sind eben nie und nirgends anarchistisch. Die Altonaer Mietverträge sind der richtige Weg zu friedlichem Neben- und Miteinander. Hafenstraße, Rote Flora, Bauwagenplätze – geht doch. Friede den Hütten heißt eben nicht mehr Krieg den Palästen.