Zum Schluss wie immer das Letzte

Wochenende mit Vampiren, explosive Anarchie, 70er-Jahre-Dorfdisco, Flower-Power-Rock’n’Roll oder einfach Tanzen bis der Arzt kommt? Wer für die Nacht der Nächte noch nichts vorhat, sollte sich für die Planung nicht aufs überlastete Handynetz verlassen. Der taz-Silvester-Party-Guide 2008

Dein bester Silvester heißt es auch dieses Jahr im Molotow. Und zwar mit dem Zusatz: „Vampire Management“. „MGMT“ und „Vampire Weekend“ sind nämlich die beiden Bands, die dieses Jahr vom Publikum des „Motorbooty!“-Clubs am meisten gewünscht und von dessen DJs folgerichtig auch am häufigsten auf die Plattenteller geworfen wurden. Und wer hätte das gedacht, beide Bands werden auch auf der Party gespielt werden! Weil sich beide zudem nicht nur durch eigenwillige Musik, sondern auch durch eigenwilliges Styling hervortun, steht neben ausgelassenem Tanz auch die gelungene Verkleidung hoch im Kurs. Wer sich nicht selbst noch ein wenig ins Zeug werfen möchte, bekommt an der Kasse zumindest Vampirzähne und ähnliche Spielereien. Und wer die am gelungendsten einsetzt, bekommt das begehrte Fan-Paket. 23 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5, 8 EuroMöglichst explosiv“ soll der Jahresabschluss derweil im Grünen Jäger werden, die Erwartungen ruhen dabei vor allem auf den Elektropunkern von „Frittenbude“, von denen man sich ausreichend „Anarchie und Energie“ erhofft. Ein „Tischfeuerwerk der guten Laune“ zünden danach „Audiolith“-Label-Chef Lars Lewerenz als „Das Audiolith“ und DJ Krink an den Plattentellern ab. Ein Stockwerk höher lässt der „Vinyl Countdown“ mit DJ Matze Knoop und DJ Oliver Windgassen das Jahr mit Pop-„Perlen und Perlchen“ ausklingen. 22 Uhr, Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 8 Euro Wer lieber in der guten alten Dorfdisco ins Jahr 1976 rutschen möchte, macht sich in die Dorfdisco an der Elbe, den sagenumwobenen Pudel-Club, auf. Viktor Marek und Booty Carrell übernehmen dort die Verantwortung für Plattenspieler und Mikrophon und versprechen ein zünftiges Unterhaltungsprogramm, natürlich mit Ansagen zwischen den Stücken. Dazu fügt sich Richard von der Schulenburg als Adriano Celentano natürlich aufs Feinste ein. Aber Vorsicht! Berliner gibt es keine, schon gar nicht mit Senf. Ebenfalls nicht: Bleigießen, Tischfeuerwerk u. ä. Und der offiziell verlautbarte Eintrittspreis beträgt stolze 12.000 Euro! Ohne Büffet! 23 Uhr, Golden Pudel Club, Am St. Pauli Fischmarkt 27, 12.000 Euro An alle, „die an Silvester etwas anderes wollen als ’nen überfüllten Kiez, die rauschende Fete bei Tante Erna oder Musik aus der Konserve“ richtet sich das Logo und bietet im Gegenzug „Love, Peace & Rock’n’Roll“ mit den Hippie-Flower-Power-Glam-Rockern „Sweety Glitter & The Sweethearts“ an. Zur Begrüßung des neuen Jahres gibt es den obligatorischen Sekt und eine kleine Stärkung. Und dann gibt es noch mal, nun ja, „Sweety Glitter …“ 22 Uhr, Logo, Grindelallee 5, 25 Euro Wer da lieber doch den Weg auf den umkämpften Kiez wagt, aber eigentlich auch Silvester mit all dem Klimbim nicht viel anfangen kann, setzt dort den solipsistischen Schritt zum elektronisch hergestellten Rhythmus im Baalsaal, wo DJ Koze sein „Kosi Silvestre 2008/2009“ feiert. Unterstützung findet der ehemalige DMC-Championship-Vize und GermanistInnen-Hip-Hop-Star, der es heute in LeserInnen-Umfragen regelmäßig schafft, zum besten DJ des Jahres gewählt zu werden, von Eurokai von „Liebe*Detail“. 22 Uhr, Baalsaal, Reeperbahn 25 Vor allem getanzt wird zum Abschluss des Jahres auch im Fundbureau, wo die „Plux“-Crew zur Minimal / Techno-Party „Ain’t No Hula“ lädt. Allerdings erst nach Mitternacht. Zu hören gibt es unter anderem ein neues Live-Set von Mark Henning, der vor kurzem sein Debüt „Jupiter Jive“ auf Soma Records veröffentlicht hat. Ein Live-Set gibt es auch von „Beatz Mastermind Cesare vs. Disorder“, dazu gesellt sich dessen Labelkollege Rudolf. Außerdem: Marcus Carp, Monsieur Bardia Salour, Sir Marco Morelle, das „2toon“-Team und Optisches vom „LED-Kugel-Cluster“.

1 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114Silvesterfetz“ ist auch dieses Jahr wieder im Uebel & Gefährlich angesagt. Wer auf den besten Blick auf die steigenden Raketen hofft, wird allerdings enttäuscht. Die Türen des Fahrstuhls öffnen nach reiflicher Überlegung erst im neuen Jahr. Dafür wird man dann aber mit dem ersten „Egoexpress“-Auftritt seit zwei Jahren belohnt und bekommt außerdem Akaak, das „Monkeydick Music Department“, Tilmann Tausendfreund und Shizz. Und als wenn das nicht genug wäre, gibt es im Turmzimmer auch noch den Revolver Club und den Kiss Kiss Club. Und um den Dachgarten kümmert sich International Idiot. 24 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66, 15 Euro Verlass ist schließlich auch in diesem Jahr auf die Fabrik. Hier gibt es den beliebten „Rock, Pop & Charts-Party-Mix“, wie in jedem Jahr sorgt dafür Mix-Party-DJ Udo Zoll. Und um halb zwölf erklimmt dann tatsächlich der King die Bühne, Elvis-Double Shelvis leitet mit bewährten Songs des Koteletten-Trägers mit der betörenden Stimme ins neue Jahr.

22 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36, 18 Euro (ab 1 Uhr 10 Euro) ROBERT MATTHIES