Die Stadtbahn fährt los

Positive Grundsatzentscheidung des Senats steht unmittelbar bevor. Hochbahn-Chef Elste glaubt an Baubeginn noch vor der Bürgerschaftswahl 2012. Neuer Fahrgastrekord in Bussen und Bahnen

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Hochbahn-Chef Günter Elste drückt aufs Tempo. „Ich erwarte eine verbindliche Entscheidung des Senats über die Linienführung der Stadtbahn in wenigen Tagen“, sagte der Herr über Hamburgs Busse und Bahnen am Dienstag in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten. Wenn jetzt – „vielleicht sogar noch in dieser Woche“ – eine positive politische Entscheidung gefällt würde, könne in drei Jahren mit dem Bau der Stadtbahn begonnen werden. „Dann schaffen wir den ersten Spatenstich noch vor der Bürgerschaftswahl im Februar 2012“, versicherte Elste.

Die Stadtentwicklungsbehörde bestätigte auf Nachfrage der taz, dass eine Entscheidung „zeitnah“ bevorstehe. Die Trassenführung sei mit allen beteiligten Stellen „im Grundsatz soweit abgesprochen“, sagte Enno Isermann, Sprecher der grünen Senatorin Anja Hajduk.

Von zwei zur Debatte stehenden Trassen bevorzugt Elste die „Diagonallinie“. Diese habe die höheren Fahrgastprognosen und sei zudem „planungsrechtlich einfacher“ – und damit zügiger zu realisieren. Nach taz-Informationen wird auch die Stadtentwicklungsbehörde sich für diese Trasse aussprechen.

Sie führt auf einer Länge von knapp 15 Kilometern von der Großsiedlung Steilshoop durch den Norden Barmbeks, zwischen City Nord und Stadtpark zur U 1 an den Bahnhöfen Lattenkamp oder Hudtwalcker Straße und dann an der Uniklinik Eppendorf vorbei auf dem Ring 2 über den S-Bahnhof Holstenstraße zum Bahnhof Altona. Von dort würde die Linie in einem zweiten Abschnitt über Stresemannstraße und Luruper Chaussee die Arenen im Volkspark anbinden und in der Großsiedlung Osdorfer Born enden, nach Osten würde sie von Steilshoop über Bramfeld und Farmsen zum Bahnhof Rahlstedt führen.

Die zweite Variante – ab City Nord durch den Stadtpark, Winterhude und Uhlenhorst zur Mundsburg und weiter durch St. Georg zum Hauptbahnhof – wäre damit vom Tisch. Sie sei planerisch komplizierter, teurer und langsamer zu realisieren, so Elste.

Auch die Hochbahn habe großes Interesse daran, mit dem Bau der Stadtbahn noch vor der nächsten Wahl zu beginnen, ließ er durchblicken. Nach der Wahl 2001 hatte der neue Schwarz-Schill-Senat die spruchreifen rot-grünen Stadtbahnpläne in den Behördenschubladen verstauben lassen.

Über Kosten will Elste erst nach der Grundsatzentscheidung der Behörde sprechen. „Erst wenn die Trasse und ein paar weitere Punkte geklärt sind, können wir das solide berechnen“, sagte der Hochbahn-Chef – „und verlässlicher als bei der Elbphilharmonie“, bestätigte er auf Nachfrage schmunzelnd. Nach bisherigen groben Schätzungen der GAL-Verkehrspolitiker, die das Projekt seit Mitte der 1990er Jahre antreiben, kostet ein Kilometer Stadtbahn gut zehn Millionen Euro.

Für die zurzeit im Bau befindliche U 4 in die Hafencity werden runde 75 Millionen Euro pro Kilometer vergraben. Deren Weiterführung über die Elbe nach Wilhelmsburg und Harburg stellt Elste sich deshalb lieber „oberirdisch und stadtbahnähnlich“ vor: „Das ist deutlich günstiger.“

Nach der vorläufigen Bilanz 2008 rechnet die Hochbahn im vierten Jahr in Folge erneut mit einem Fahrgastzuwachs. Er gehe von „mehr als zwei Prozent“ aus, sagte Elste. Nach 392 Millionen Passagieren im Jahr 2007 könnte die Marke von 400 Millionen übertroffen worden sein. Gestiegene Energiepreise und wachsendes Klimabewusstsein seien für den öffentlichen Nahverkehr nur positiv, sagte Elste zufrieden: „Wir nehmen Fahrgäste auf wie ein trockener Schwamm.“