Griff ins Konjunkturpaket

Anliegen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald werden großzügig bedacht. Deren Geschäftsführer sitzt in der Bürgerschaft. Er verweist darauf, dass auch andere private Projekte bezuschusst werden

Kruse ist in die Kritik geraten, weil er im Niendorfer Forsthaus wohnt

VON GERNOT KNÖDLER

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) wird vom Senat großzügig mit Geld aus dem Konjunkturpaket II des Bundes bedient. Geschäftsführer Rüdiger Kruse, zugleich Bürgerschaftsabgeordneter und Bundestagskandidat der CDU im Bezirk Eimsbüttel, kann sich über einen vier Millionen-Euro-Zuschuss für das SDW-Vorhaben „Haus des Waldes“ freuen. Auch das von der SDW begleitete Projekt „Wasserkunstinsel Kaltehofe“ erhält vier Millionen Euro aus dem Programm. Mit seinem Abgeordnetenmandat habe das nichts zu tun, sagt Kruse. Schließlich habe ja auch Hagenbecks Zoo 7,5 Euro Millionen bekommen.

Kruse ist in die Kritik geraten, weil er im Niendorfer Forsthaus wohnt. Ein Nachbar hat sich darüber bei der Bürgerschaft beklagt. Nachdem die Stelle jahrelang verwaist war, gibt es seit einiger Zeit wieder einen Förster für das Niendorfer Gehege, der anderswo wohnen muss.

Er habe das Haus schon gemietet als er noch nicht Abgeordneter gewesen sei, rechtfertig sich Kruse. Neben den Büros für fünf SDW-Mitarbeiter sei es von Anfang an erwünscht gewesen, dass die Wohnung im ersten Stock bewohnt werde. Damit sei die Pflicht verbunden, am Wochenende die Tiere zu füttern.

Beim Haus des Waldes nutzte Kruse die Chance, die das Konjunkturprogramm des Bundes bot. Sinn des Konjunkturpaketes ist es, schnell realisierbare Projekte anzuschieben, die ohne das zusätzliche Geld erst in ferner Zukunft auf den Weg gebracht werden könnten. Das Geld soll schnell ausgegeben werden, um der Wirtschaftskrise zu begegnen – der größte Teil davon für die Verbesserung der Infrastruktur und die Bildung verwandt werden.

Das Haus des Waldes passt in dieses Schema. Die SDW plant ein Natur- und Umweltbildungszentrum im Niendorfer Gehege. Nach dem SDW-Jahresbericht 2007 soll das Haus „über den Wald und das weite Feld der Nachhaltigkeit“ informieren. Ausstellungen, Seminare und Aktionstage sollen Einblicke in die Biologie des Waldes, den Wald als Arbeitsplatz, in Kunst, Religion und Kultur bieten. Veranstaltungen, um den Wald kennen zu lernen, bietet die SDW schon heute im Niendorfer Gehege an.

Für das Haus liegt dem Eimsbütteler Bezirksamt noch kein Bauantrag vor. Es habe bisher nur Vorgespräche gegeben, sagt Baudezernent Reinhard Buff. Zu klären sei, ob und unter welchen Voraussetzungen das Haus des Waldes als „waldaffine Nutzung“ gelten könne. Kruse will das Projekt bald den Bezirksfraktionen vorstellen. Die vier Millionen Euro vom Bund würden den Löwenanteil der rund 6,8 Millionen Euro Baukosten decken. Der Betrieb soll sich selbst tragen.

Im Fall des ehemaligen Wasserwerks Kaltehofe hat die SDW einen Agenda-21-Prozess moderiert, bei dem die Interessen der Anwohner, der Wirtschaft und der Umwelt unter einen Hut gebracht werden sollten. Herausgekommen ist ein Projekt, das die über Jahre zum Biotop verwachsene Filterbeckenlandschaft zu einem Drittel zugänglich und erlebbar machen soll (taz berichtete). Die SDW werde sich nicht als Betreiber bewerben, sagt Kruse, „weil wir das Haus des Waldes machen wollen“.