„Nato auflösen“

LINKER FÜR BERLIN Jan van Aken über die Gründe für seine Bundestagskanditatur

Vier Wahlgänge benötigte Jan van Aken am Samstag, um sich gegen seine fünf Kontrahenten um die Bundestags-Spitzenkandidatur durchzusetzen. Härteste Mitbewerber: der von der Liste Links unterstützte Friedensaktivist Hartmut Ring sowie der Gewerkschaftler Berno Schuckart-Witch.

■ Auf Platz zwei der Liste wählten die Delegierten am Sonntag die Linken-Landessprecherin Regine Brüggemann

■ Die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete von GAL und später Regenbogen, Heike Sudmann, landete auf dem dritten PlatzMAC

taz: Herr van Aken, was bewegt einen ehemaligen Greenpeace-Campaigner und Biowaffen-Inspekteur für die Linke ein Bundestags-Mandat anzustreben?

Jan van Aken: Den Ausschlag gab die Friedensfrage. Die Linke ist die einzige Partei, die darauf hinwirkt, dass es perspektivisch keine Auslandseinsätze der Bundeswehr mehr gibt.

Da gehen sie in starke Abgrenzung zu den Grünen.

Eine Partei, die sich an jedem Krieg beteiligt, ist für mich nicht wählbar. Andere Lösungen als der militärische Weg sind bei den Grünen derzeit nicht mehrheitsfähig.

Gilt ihre Kritik an den Auslandseinsätzen der Bundeswehr für jeden Einsatz – oder nur für Interventionen ohne völkerrechtliches Mandat?

Sie gilt für jeden Kampfeinsatz. Beim Irak-Krieg 1991 gab es ein Uno-Mandat, trotzdem hätte ich diesen Einsatz abgelehnt.

Was wollen sie bewegen?

Ich will Akzente auf die Frage der Abrüstung setzen und dafür eintreten, dass Deutschland wegkommt von dem Mantra, nur mit mehr Kanonen ließe sich Frieden schaffen. Irak und Afghanistan haben gezeigt, dies ist der falsche Weg.

Wie bewerten Sie da die Ausführungen von Obama über eine atomare Abrüstung?

Wir müssen abwarten, welche Taten dieser neuen Denke folgen. Wir werden diese Vorlage jedenfalls aufnehmen.

Die Linke fordert die Abschaffung der Nato. Verbirgt sich dahinter der naive Glaube, die Welt wäre ohne Militärbündnisse per se friedlicher?

Ich bin für die Abschaffung der Nato, weil dieses Bündnis seit jeher eine aggressive Komponente besitzt und nicht reformierbar ist. Das einzig legitimierte Bündnis können nur die Vereinten Nationen sein.

Sie stehen auch für den umweltpolitischen Bereich.

Ich kämpfe seit 25 Jahren gegen die Ausbreitung der Gentechnik und werde mich bei der Frage einbringen, wie Wirtschaft und Umweltschutz voneinander profitieren können. Fest steht aber: Friedenspolitik wird mein Schwerpunkt sein.

Was wollen sie in Berlin für Hamburg erreichen?

Die Wirtschaftskrise muss vor allem für die Menschen abgefedert werden, die am meisten unter ihr leiden. Statt in der HSH Nordbank Milliarden zu versenken, brauchen wir Konjunkturpakete, die im Bund und in Hamburg Zukunftsinvestitionen in Gang setzen und Arbeitsplätze sichern. INTERVIEW: MARCO CARINI

Jan van Aken, 47

hat als Biowaffen-Inspekteur bei der Uno gearbeitet und war Campaigner bei Greenpeace FOTO: DIE LINKE