KOMMENTAR ASKLEPIOS-AFFÄRE
: Dreist wie im Kino

Lidl ging so weit, mit Minikameras MitarbeiterInnen zu beobachten. Telefone abzuhören setzt noch eins drauf

Noch ist vieles unklar im Fall der Abhöreinrichtungen, die in der Hamburger Asklepios-Zentrale gefunden worden sind. Es drängt sich jedoch auf, Vergleiche mit den Bespitzelungsaffären bei Lidl, der Telekom und der Deutschen Bahn zu ziehen. Dabei schlägt der Vorfall bei Asklepios alles Dagewesene.

Wanzen in Telefone einzubauen – das ist so dreist, dass man es gar nicht glauben will, weil es ins Reich der Agentenfilme zu gehören scheint. Die Telekom hatte Telefonverbindungsdaten von Managern, Betriebsräten und Journalisten abgeglichen. Die Bahn hat die Konto- und Email-Verbindungen ihrer Mitarbeiter durchforstet. Lidl ging so weit, mit Minikameras die eigenen MitarbeiterInnen zu beobachten. Telefone und damit das gesprochene Wort abzuhören, setzt noch eins drauf.

Darüber, wer die Wanzen hat einbauen lassen, kann nur spekuliert werden. Dass auch die Geschäftsführer betroffen sind, wäscht das Unternehmen nicht von jedem Verdacht rein – schließlich gibt es eine Konzernzentrale im Taunus. Auch ein Konkurrenzunternehmen könnte als Auftraggeber in Frage kommen – dem müsste der Einbau von Wanzen allerdings weit schwerer gefallen sein als der eigenen Konzernführung.

Wer auch immer die Abhöraktion in Auftrag gab – er hat verwerflich gehandelt. Das zumindest steht fest. GERNOT KNÖDLER