Finnische Androiden

KUNST Sechs Gäste aus Helsinki zu Gast in der Frise

Da liegen sie also am Boden, die Nervösen, die immer wieder dasselbe tun, als hätten ihnen die Götter nichts anderes aufgegeben. Daneben wehen Hartplastik-Figuren durch die Lüfte, als hätten sie nichts Besseres zu tun. Haben sie auch nicht. Sie müssen repräsentieren, müssen zeigen, was ihre Schöpfer dachten – und das sind: sechs Künstler der finnischen Assoziation MUU, die im Künstlerhaus Frise gastieren und die Ausstellung „Constructed Realities“ bestücken.

Wie wirken sich künstliche Umgebungen aus, fragt etwa Kasper Muttonen in seinen Architekturmodellen, ist es überhaupt vermeidbar, in künstlichem Ambiente zu leben; waren nicht die Feuerstellen des Neandertalers der Beginn der Künstlichkeit? Und wohin geriet der Mensch, der Technik und Städte erfand; ist er Opfer seiner eigenen Erfindungen geworden, wird er irgendwann überflüssig, weil ihn Androiden überleben?

Wie Gullivers Riesen und Winzlinge wandeln die Menschen aus Sari Palosaaris Videos durch Peking; wer betrachtet, wer beherrscht hier wen oder was? Könnte es sein, dass der Mensch längst nicht mehr weiß, warum er die Technik – etwa die Webcams Simo Rouhiainens – nutzt, hat er doch gar keine Zeit, die Filme anzuschauen? Und wen kontrolliert er? Andere Exemplare der Spezies Mensch, also letztlich sich selbst – um festzustellen, dass er nicht kontrollierbar ist?

Ja, er hat auch etwas Absurdes, der dekonstruktivistische Ansatz der Schau, die ein recht unvorteilhaftes Bild menschlicher Zustände zeichnet. Andererseits: Ist ja alles nur künstlich, was da in der Frise steht. Künstlich, vergänglich und also nicht wahr …

PETRA SCHELLEN

Eröffnung: 10. 6., 20 Uhr, Frise, Arnoldstraße 26. Ausstellung vom 12.–21.  6., Fr–So 16–18 Uhr