Quietschbunte Melodramatik

FILME Das Metropolis zeigt ab Juli Filme des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar

Verblüffende Szenen und Melodramatik sind das Markenzeichen von Pedro Almodóvar. Im Metropolis sind jetzt vier Filme des spanischen Kultregisseurs zu sehen. Typisch für dessen Handschrift ist etwa „Tacones Lejanos“ („High Heels“), der von einerMutter-Tochter-Beziehung erzählt. „Piensa en mí“, schmachtet da die berühmte Chansonsängerin Becky del Paramo, gespielt von Marisa Paredes, auf großer Bühne ins Mikro. Das Lied hatte sie ihrer Tochter Rebecca gewidmet. Deren Mitgefangene dreht das Radio auf: „Deine Mutter singt für Dich!“ Die Tochter hält sich die Ohren zu. Die Mutter, nach zehn Jahren aus Mexiko zurückgekehrt, erwartet wohl, dass ihr alle zu Füßen liegen! So empfindet es zumindest Rebecca. Verheiratet ist sie mit einem ehemaligen Liebhaber ihrer Mutter – mit der jener sogleich wieder eine Affäre beginnt. Rebecca tötet ihn im Streit und gesteht vor laufender Kamera, während sie im Fernsehen eigentlich die Nachrichten lesen soll. Die hinter ihr stehende Übersetzerin für Gebärdensprache stockt beim Geständnis, rennt heulend aus dem Studio – auch sie hatte eine Affäre mit dem Toten …

In „Todo sobre mi madre“ („Alles über meine Mutter“) wiederum verliert eine Mutter (Cecilia Roth) ihren jugendlichen Sohn bei einem Autounfall. Voller Trauer macht sie sich auf die Suche nach dem Vater, der als Transvestit in Barcelona lebt. Sie sucht ihn auf dem Straßenstrich, in einer Beratungsstelle für Drogenabhängige, im Theater, schließlich auf dem Friedhof. Almodóvar bringt auch hier existenzielle Schicksalschläge vor die Kamera, ohne dabei düster zu werden: die Sehnsucht nach einem Leben ohne repressive Normen, die tödliche Erkrankung durch schmutzige Spritzen beim Heroinkonsum.

Auffällig ist bei Almodóvars Filmen, dass oft Frauen, die große Herausforderungen und Schicksalschläge meistern, im Mittelpunkt stehen. Besonders in dem Film, mit dem er hier 1988 erstmals ein größeres Publikum erreichte: „Mujeres al borde de un ataque de nervios“ („Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“). Der Film ist zwar temporeich und verwickelt, aber für alle, die sich im alltäglichen Chaos rund um den Küchentisch einer größeren WG auskennen, überschaubar. Der Großteil des Filmes spielt in der Wohnung von Pepa (Carmen Maura) ab: eine Dachterrasse mit Panoramablick über Madrid, ein großes rosa Sofa. Auch die anderen Möbel und Klamotten: schrill und quietschbunt, typisch für die Ausstattung von Almodóvars Filmen. GASTON KIRSCHE

■ ab So, 12. 7., Metropolis, Steindamm 52, www.metropoliskino.de