HAMBURGER SZENE VON MAXIMILIAN PROBST
: Zappeln in der Stadt

Draußen trinken, heißt der Traum. Dem allerdings nur nachgehen kann, wer Elbe und Alster meidet

Denkt dir: Du hebst einen Ziegelstein an, oder verrückst einen alten Terrakotta-Blumenkübel. Und was siehst du? Das kopflose Gewimmel schattenbleicher Kellerasseln. So und nicht anders sieht es auch in Hamburg aus, wenn die Wolkendecke mal kurz beiseite gezogen wird. Was zappeln die Menschen dann in der Stadt herum, unwissend, was sie wollen und wohin sie gehören!

Als Radler muss man sich plötzlich mit dutzenden Schönwetter-Kollegen die Fahrradwege teilen – die in der Autostadt Hamburg nun mal für Regentagsverkehr konzipiert sind. Und wer vom Rad absteigt, um einen Bekannten zu grüßen, wird sich außerstande sehen, ihm die Hand zu geben. In der trägt der Hamburger bei Sonnenschein einen Coffee-to-go. Später dann, am Abend, gern ein Fläschchen. Draußen trinken, heißt der Traum. Dem allerdings nur nachgehen kann, wer Elbe und Alster meidet. Denn selbst auf den Zufahrtsstraßen zum Wasser wird das einzig kalte Bier, das du im Kühlfach der Kioske finden wirst, ein Clausthaler sein.

Leider bringt die nächste Kaltfront nur neues Unbill. Denn der Hamburger lässt sich gerne überraschen, selbst noch vom Erwartbaren. Leicht bekleidet radelt er dann verbissen durch den Regen. Und du sehnst dich nach der Sonne. Nur um seine von schnaufender Empörung aufgeblasenen Backen länger nicht ertragen zu müssen.