KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER WILHELMSBURG
: Nicht zu beneiden

Es war ein Stück weit unredlich, dass Hajduk den Eindruck vermittelte, es könne über alles geredet werden

Die grüne Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk steckt beim Thema Wilhelmsburger Reichsstraße in einer Zwickmühle: Einerseits will sie für die Stadt etwas bewegen und – das darf man ihr abnehmen – für die WilhelmsburgerInnen etwas Gutes tun. Andererseits steht sie als Grüne in der Tradition der „neuen sozialen Bewegungen“ und kann Bürgerinitiativen nicht so ohne weiteres ignorieren.

Um ihre Klientel nicht zu enttäuschen, hat sich Hajduk auf eine Bürgerbeteiligung eingelassen – wohl wissend, dass ihr Spielraum gering war. Die Finanzierungszusage für eine Verlegung der Reichsstraße gibt es angesichts eines umkämpften Topfs für den Fernstraßenbau nicht alle Tage. Und mit dem Gelingen der Iba steht das Ansehen der Stadt auf dem Spiel.

Der langwierige Prozess der Bürgerbeteiligung verträgt sich schlecht mit solchen Zwängen. So war es ein Stück weit unredlich, dass Hajduk den Eindruck vermittelte, es könne über alles geredet werden.

Keine Ausrede gibt es nach den Maßstäben der Grünen für die weitere Verkehrsplanung. Hier besteht kein Zeitdruck: Die Hafenquerspange rangiert im Bundesverkehrswegeplan unter „ferner liefen“. Von der A 26, deren Verlängerung nach Wilhelmsburg droht, ist erst ein Teilstück fertig. Reichlich Zeit also, einen echten Beteiligungsprozess zu organisieren.