Umstrittenes Verfahren

KULTURPOLITIK Senatorin beruft den Ex-Chef des Frankfurter Städelmuseums zum Leiter einer Jury, die über Museums-Zuschüsse entscheiden soll

■ 1999 wurden Hamburgs staatliche Museen – das Museum für Völkerkunde, die Kunsthalle, das Museum für Kunst und Gewerbe, das Museum der Arbeit, das Altonaer Museum, das Helms-Museum und das Museum für Hamburgische Geschichte – in eigenständig wirtschaftende Stiftungen umgewandelt.

■ 2008 wurden die stadthistorischen Museen – das Altoaner Museum, das Helmsmuseum, das Museum der Arbeit und das Museum für Hamburgische Geschichte – wieder zu einer Stiftung geeint. Ziel: sparsames Wirtschaften.

Sie mag allerlei Probleme hinterlassen, wenn sie am 25. August aus dem Amt scheidet – einige allerdings löst Kultursenatorin Karin von Welk (parteilos) auch. Herbert Beck, bis Ende 2005 Leiter des Städelmuseum in Frankfurt am Main, hat sie jetzt zum Leiter der Jury berufen, die über einen neuen Ausstellungs-Fonds entscheiden soll. Das wurde am Wochenende via Welt bekannt.

Der Fonds, der ab 2011 jährlich zwei Millionen Euro für die vier Hamburger Museumsstiftungen enthalten wird, hatte seit Wochen für Diskussionen gesorgt. Unmut erregte dabei, dass das von der Senatorin für die Museen losgeeiste Geld nicht paritätisch auf die Häuser verteilt wird: Stattdessen müssen diese sich bei einer Jury um Finanzmittel bewerben, anstatt ihre Ausstellungen autark planen zu können.

Umstritten war auch die Besetzung der fünfköpfigen Jury, die jährlich vom Kultursenator bestellt wird. Auf die Frage nach einem Kriterienkatalog für das Gremium hieß es aus der Kulturbehörde lediglich, Einzelheiten würden „derzeit abgestimmt“. Aus Museumskreisen ist zu hören, dass die Senatorin hierzu am vorigen Dienstag eine Sitzung aller sieben Museumsdirektoren anberaumt habe.

„Die Vorlage für die Kriterien kam von der Kulturbehörde“, sagt Kunsthallen-Chef Hubertus Gassner. Die Direktoren waren demnach aber im Großen und Ganzen einverstanden. So sollen sie sich sowohl mit temporären als auch mit dauerhaften Ausstellungen bewerben können, also auch veraltete Dauerausstellungs-Areale schrittweise modernisieren.

Abgesehen davon birgt der Katalog wenig Überraschendes: Ein inhaltlich schlüssiges, innovatives Konzept sollen die Museen Insidern zufolge nachweisen. Zudem hätten die Ausstellungsprojekte der Stärkung des jeweiligen Museumsprofils durch Bezug zu den Sammlungsschwerpunkten dienen. Auch sei eine Besucherzahlen-Prognose vorzulegen, heißt es. Ob absehbare Blockbuster dann bevorzugt werden, weiß derzeit aber niemand.

Unklar ist, wie viel Szenekenntnis der designierte Jurychef Beck, der gestern nicht erreichbar war, mitbringt. Zurzeit ist er Geschäftsführer des „Kulturfonds Frankfurt Rhein/Main“, der Kulturprojekte entwickelt und laut Satzung die „internationale Leuchtkraft der Region stärkt“. Das Land Hessen sowie kreisfreie Städte und Landkreise zahlen jährlich zwei Euro pro Einwohner, was im Ergebnis etwas mehr ist als die zwei Millionen Euro in Hamburg. Insofern wäre es für ihn ein vergleichsweise übersichtliches Projekt. PS