Streit um Künste vertagt

WINKELZÜGE Noch-CDU-Senator verschiebt umstrittene Stundentafel wegen der SPD. Kunst und Musik sollten zugunsten von Theater reduziert werden

Der Streit um eine neue Stundentafel ist auf April verschoben. Wie berichtet sollte diese am Dienstag in der Schuldeputation verabschiedet werden – einem noch von Schwarz-Grün gewählten Mitwirkungsgremium. Doch CDU-Schulsenator Dietrich Wersich wollte dann doch die SPD-Deputierten ins Boot holen – die aber wollten nicht zustimmen.

Dass die alte Regierung noch nach der Wahl so eine Entscheidung trifft, wäre ungewöhnlich, aber möglich. Die Deputation ist als Verwaltungsorgan so lange weiter im Amt, bis die Bürgerschaft neue Vertreter wählt.

Der erste Entwurf für die Stundentafel Ende Januar rief einen Proteststurm von Musik- und Kunstverbänden hervor. Wersich legte deshalb gestern einen neuen vor – aus Sicht des Landesmusikrates hätte dieser alles noch verschlimmert.

Früher hatten Grundschüler in der Regel zwei Stunden Kunst und Musik pro Woche. Ex-Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hatte in der Stundentafel für die Primarschule auch Theater zum Pflichtfach erhoben und Englisch und Religion aufgestockt. Vorgeschrieben waren Kunst, Musik und Theater in Klasse 1 bis 4 nur mit einer Stunde.

Da es die Primarschule nicht gibt, legte Wersich seine neue Stundentafel vor und machte die Sache aus Sicht der bildenden Kunst noch schlimmer: Sie sollte ebenso wie Theater nicht mehr verbindlich sein. Die Künstler gingen auf die Barrikade. In Wersichs neustem Entwurf wären Kunst, Musik und Theater gleichgestellt und keines verbindlich. Der Pool für alle drei Fächer würde leicht aufgestockt. Doch auch dies würde nicht reichen, um Kunst und Musik wieder zweistündig zu geben.

„Sie haben mit Theater eine dritte Kunst reingeholt zu Lasten der anderen Künste“, kritisiert Landesmusikrat Wolfhagen Sobirey. Dafür müssten auch andere Fächer zurückstecken. KAJ