„Viele Kreative wandern aus“

Freie Theater fordern mehr Geld von der Stadt

■ 50, ist seit drei Jahren Vorstandsmitglied des Dachverbands Freier Theaterschaffender. Hauptberuflich leitet er das „Hamburger Sprechwerk“

taz: Herr Lübbers, heute berät der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft über den Kulturetat beraten. Kommen die Freien Theater in Hamburg zu kurz?

Andreas Lübbers: Auf jeden Fall. Und das schon seit Jahren. Bei einer Sitzung des Kulturausschusses vor zwei Wochen wurde die Freie Theaterszene überhaupt nicht bedacht. Das wird heute vermutlich nicht anders sein.

Wie geht es weiter, wenn sich die Finanzlage nicht ändert?

Hamburg verliert den Anschluss. In Berlin zum Beispiel hat die Szene eine ganz andere Dynamik entwickelt. Eigentlich hatte sich Hamburg vorgenommen Künstler anzulocken, um die Attraktivität der Stadt zu steigern. Das funktioniert aber nicht, wenn nicht investiert wird.

Wie attraktiv ist Hamburg für Künstler?

Seit Jahren wandern Kreative ab. Etwa nach Berlin. Dort sind die Lebenshaltungskosten viel billiger. Außerdem sind dort kurzfristige Fördermittel möglich. Aber auch das Ausland ist für viele interessant: Gute Tänzer sind nach Amsterdam oder Paris ausgewandert.

Was würde mehr Förderung der Freien Theater bewirken?

Wenn Ensembles, die bereits erfolgreich waren, finanziell unterstützt würden, würden sie hier eher sesshaft. Das zeigen Erfahrungen aus anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg. Außerdem wirkt öffentliche Förderung oft wie eine Art Gütesiegel und zieht viele an.

Könnten Sie nicht einfach die Preise erhöhen?

Erst wenn die Qualität der Theater besser geworden ist. Aber dafür brauchen wir erstmal die Unterstützung der Stadt.INTERVIEW: CHZ

Protestaktion des Dachverbands Freier Theaterschaffender (DFT): 16.30 Uhr, Rathausmarkt. Die Teilnehmer erscheinen reisefertig mit Koffern