Einbruch bei Lehrer-Fortbildung

SCHULSTILLSTAND An Fortbildungen für individualisierten Unterricht nehmen kaum noch Lehrer teil. Grüne fordern, der Schulsenator solle dies forcieren

Am mangelnden Geld liegt es nicht, sagt die Schulbehörde

Die unter schwarz-grün begonnene Fortbildungsoffensive für Lehrer droht unter dem SPD-Senat einzuschlafen. Das brachte eine Anfrage der GAL-Abgeordneten Stefanie von Berg zu Tage. So wurde der Kurs „Individualisiert und kompetenzorientiert unterrichten“ am Lehrerbildungsinstitut im Jahr 2011 nur von 546 Teilnehmern besucht. Zum Vergleich: 2010 waren es mit 5.225 fast zehn mal so viele.

Die von der Ex-Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) eingeleitete Offensive umfasste vier Bausteine. Auch die Kurse „Schule entwickeln“ und „Veränderungen steuern“ verzeichnen kräftige Einbrüche. Einen Anstieg gibt es nur beim Kurs „Netzwerke bilden“, der auch den Besuch von Hospitationsschulen beinhaltet.

Insgesamt gab es seit Start der Offensive 19.928 Teilnahmen, rein rechnerisch hätte demnach jeder Lehrer einmal mitgemacht. Aber es gibt darin viele Mehrfachteilnahmen von Einzelnen. Die meisten Fortbildungen fallen in die Jahre 2009 ( knapp 6.000) und 2010 (über 10.000), dagegen nur 3.182 auf 2011.

An Geldmangel liege es nicht, sagt Schulbehördensprecher Peter Albrecht. „Es gibt weniger Anmeldungen.“ Die Behörde könne allenfalls Vermutungen anstellen, woran dies liegt, wie etwa „das nachlassende Interesse nach dem Primarschul-Volksentscheid“. Die Lehrer nähmen nun andere Fortbildungen wahr. Generell ist jeder Pädagoge zu 30 Stunden pro Jahr verpflichtet.

Doch das individualisierte Lernen ist auch ohne die Primarschule wichtig, darin sind die Fachleute einig. Der Bericht der Schulinspektion hatte zu Jahresbeginn offen gelegt, dass dieses moderne Lernen nur in jeder dritten Unterrichtsstunde Anwendung findet.

„Die Lehrer müssen lernen, mit heterogenen Gruppen umzugehen“, sagt von Berg. Diese Notwendigkeit sei mit Einführung von Stadtteilschule und Inklusion behinderter Kinder „eher noch größer geworden“.

Es reiche nicht, wenn Lehrer einmal an einer Fortbildung teilnehmen. Die Einführung neuer Methoden müsse „an der Schule begleitet und verstetigt werden“. Es sei unverständlich, warum SPD-Schulsenator Ties Rabe die Fortbildungsoffensive nicht wie bisher „forciert“. Die Behörde setze „weiterhin auf individualisiertes Unterrichten und Lernen“, versichert Rabes Sprecher Albrecht. Dies sei „Generalthema“ und finde sich in vielen Fortbildungsformaten. KAJ