„Erhebliche Risiken“

Diskussion über Mensch-Tier Mischwesen

■ 61, Naturwissenschaftlerin mit Forschungsschwerpunkt „Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt“, Mitglied im deutschen Ethikrat.

taz: Frau Kollek, worin unterscheidet sich die Würde eines Menschen von der eines Tieres?

Regine Kollek: Menschen haben einen freien Willen, und sind daher – anders als Tiere – für ihre Taten verantwortlich. Darin liegt ein Teil ihrer Würde begründet.

Und damit lassen sich Tierexperimente rechtfertigen?

Nein, damit lässt sich keinesfalls eine Qualzüchtung oder eine qualvolle Tierhaltung rechtfertigen – aber schon, dass wir Tiere nutzen. Forschung ja, unter der Prämisse, dass den Tieren keine Qualen zugefügt werden.

In der Diskussion mit dem Philosophen Arnd Pollmann wird es auch um Mensch-Tier-Mischwesen gehen. Halten Sie diese Forschung für vertretbar?

Die Forschung mit menschlichen Embryonen halte ich für ethisch nicht vertretbar. Heute will man aus menschlichen Zellkernen und tierischen Eizellen embryonale Mischwesen entwickeln, um daraus Stammzellen für die Therapie zu gewinnen. Nach allem was wir biologisch wissen, entstehen dabei jedoch keine entwicklungsfähigen menschlichen Embryonen. Von daher halte ich solche Forschung nicht für grundsätzlich verwerflich.

Ist sie aber auch sinnvoll?

Um herauszufinden, ob die Forschungsergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, müsste man die hergestellten Zellen versuchsweise einem Menschen einpflanzen. Damit sind jedoch erhebliche Risiken verbunden. Die Zellen könnten sich zu Tumoren entwickeln, es kann zu Abstoßung und unvorhersehbaren Reaktionen kommen. Die Chancen, so Krankheiten heilen zu können, sind dagegen gering. Aus diesem Grund halte ich diese Forschung für insgesamt wenig sinnvoll. INTERVIEW: NIHO

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