„Zeigen, dass es gut ist“

Dulsberg Poetry Slam im Kulturhof

■ 43, Kulturkoordinatorin im Stadtteilbüro Dulsberg und Literaturwissenschaftlerin. Sie ist überzeugte Wilhelmsburgerin.

taz: Frau Ritter, sind Poetry Slams nicht eigentlich Veranstaltungen für In-Stadtteile?

Ulrike Ritter: Natürlich nicht. Was für eine Frage!

Warum finden Sie die abwegig?

Weil man so etwas gerne auch vor Ort haben will. Und es gibt dieses Lokalgefühl: Wenn der Stadtteil negativ bekannt ist, dann will man ein Gegengewicht setzen – mit einem „Dulsberg Poetry Slam“. Wir wollen zeigen, dass es hier gut ist. Und die Leute freuen sich daran. Beim ersten Slam hatten wir 100 Besucher, jetzt sind es so 60 bis 70.

Was mögen denn die Lokalpatrioten am Viertel?

Interessant macht den Stadtteil eine Mischung aus ganz vielen Kulturen, gleichzeitig ganz viele ältere Leute, die in einem Arbeiterstadtteil aufgewachsen sind und sich auch so empfinden. Das gibt dem ganzen Charakter.

Welche Probleme gibt es?

In Dulsberg wohnen viele vereinzelte Leute, oft Menschen mit psychischen Problemen, Alleinerziehende, ärmere Menschen, die mit vielen Kindern in einer kleinen Wohnung leben. Und es gibt viele Migranten, die haben aber eher einen stabilisierenden Faktor, weil das funktionierende Familien sind. Aber wir haben keine Kriminalitätsprobleme.

Sondern?

Es ist die Armut. Es gibt viele Menschen hier, die Hartz IV empfangen und viele Kinder, die in solchen Familien leben.

Gibt es Probleme, weil das Viertel aufgewertet wird?

Nein. Es gibt hier keine Einfamilien-Häuser und Altbau-Stuckdecken-Wohnungen. Hier gibt es nur soliden Backstein und kleinere Wohnungen. Wenn man die zusammenlegt, könnte das dazu führen, dass mehr besser verdienende Familien hierher ziehen. Aber das ist bisher nicht geplant.INTERVIEW: DKU

Poetry Slam: 20 Uhr, Kulturhof Dulsberg, Alter Teichweg 200