Unbeugsam

NAZI-OPFER Zur Stolperstein-Einweihung wird heute an den Widerstandskämpfer Carl Suhling erinnert

Seit 1995 verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig kleine Gedenksteine mit Messingplatten, auf denen Name, Kurzbiografie und Todesdatum von Opfern der nationalsozialistischen Diktatur eingestanzt sind, vor deren früheren Wohnhäusern. Seit 2002 gibt es die Stolpersteine auch in Hamburg: Bis jetzt sind es 3.939.

Oft ist es schwierig, mehr über die Personen und ihre Lebensläufe zu erfahren. Aus Anlass der Einweihung des Stolpersteins für Carl Suhling heute Vormittag ist es anders. An ihn wird seine Tochter Ulla erinnern, viel Biografisches in Wort und Bild hat die Historikern zusammengetragen.

Politisch aktiv war nicht nur der Vater, der mit 24 Jahren in die KPD eingetreten und 1932, als die Tochter geboren wurde, in Langenhorn Leiter des Rotfrontkämpferbundes war. Auch seine Frau Lucie war überzeugte Kommunistin: „Beide verband nicht nur eine große Liebe, sondern auch dieselbe Weltanschauung“, erzählt Ulla Suhling. Nachdem am 28. Februar 1933 die erste nationalsozialistische „Notverordnung“ in Kraft getreten war, wurde Carl Suhling bereits im Juli 1933 verhaftet und im Konzentrationslager Fuhlsbüttel eingesperrt. In ihrem Buch „Der unbekannte Widerstand“ beschreibt Lucie Suhling, wie er sich nach seiner Freilasung „stöhnend und ächzend im Bett herumwarf“.

Ein Jahr später wurden beide verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. Weil sie bei KPD-Anhängern Geld für mittellose Familien gesammelt hatten, deren Ernährer von den Nazis eingesperrt worden waren. Weil sie mit dem Kinderdruckkasten ihrer Tochter Flugblätter mit der Aufschrift „Wehrt Euch! Es gibt Krieg“ hergestellt, mit einem befreundeten Ehepaar Parolen an Häuserwände gemalt und am 1. Mai Fahnen der KPD an markanten Punkten aufgehängt hatten.

1937 wurden sie freigelassen, aber schon Ende 1938 erneut verhaftet. Von dort kam Carl Suhling 1942 zur „Bewährungsdivision 999“, eine Truppe aus Schwerverbrechern und politischen Gefangenen, Kanonenfutter für den „Endsieg“. Beim Versuch zu desertieren und sich den jugoslawischen Partisanen anzuschließen, ist Carl Suhling schließlich ums Leben gekommen, Lucie Suhling überlebte die Nazis und war bis zu ihrem Tod 1981 aktives Mitglied von DKP und VVN.

GASTON KIRSCHE

■  Sa, 25. 2., 10.30 Uhr, Wattkorn 7 in Langenhorn