SOUNDTRACK

Ex-Duo: Die aus New York stammenden Polite Sleeper haben sich einmal auf den schönen Begriff „folk mess“ gebracht. Erwachsen aus den Aschen der sich um Genregrenzen immer schon wenig scherenden Hardcore-Band The Yellow Press begann man 2007 tatsächlich als eine Art Folk-Duo, wobei der Begriff eher Auskunft über die Instrumentierung als über die Stimmung gibt, die hier erzeugt wird. Im Laufe der Zeit ging man dann zur Vollbesetzung über, die allerdings auch nur aus drei Personen besteht; die Kargheit der Songs hat man sich so mit Leichtigkeit bewahrt. Auf der Grundlage eines stets gut rhythmisierten Schlagzeugs (und ohne Bass) wird hier mit Akustikgitarre und Tasten eine auf Punk gebürstete Version von Mountain Goats präsentiert, die in ihren nicht kauzigen Momenten sogar ein wenig melancholisch ausfällt. Mo, 2. 4., 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Pseudo-Duo: Beide Städte haben recht vitale Musik-Szenen, die immer wieder neue Bands ans Tageslicht befördern. Mit dem Unterschied, dass „I hate Winnipeg“ statementmäßig irgendwie doch deutlich sympathischer rüberkommt als zum Beispiel: „Gestatten, wir kommen aus Hamburg“. Neben den Weakerthans („I hate Winnipeg“) sind Imaginary Cities jedenfalls eine weitere Gruppe aus der besagten Stadt am Red River, die derzeit auf sich aufmerksam macht. Das Duo um Sängerin Marti Sabbit und Rusty Matyas, live durch einige Mitmusikant_innen aufgestockt, lässt sich dabei nicht vollständig in der Traditionslinie melodischen Indierocks verorten, der die dortige Musik-Szene stark prägt. Dafür sorgt zum einen die Fähigkeit, ausgiebig auf der Klaviatur von Folk bis Gospel zu spielen. Zum anderen ist es Frau Sabbits für dieses Genre eher ungewöhnlich kratzige soul-lastige Stimme, die das im letzten Jahr erschienene Debütalbum „Temporary Resident“ zu einem freundlich schwirrenden Vorboten eines – selbstverständlich verrauchten – Frühlings werden lässt. Do, 29. 3., 20 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Echtes Duo: „Summer Camps“, das sind die Orte, an denen verschwitzte Teenagerhände nach verschwitzten Teenagerkörpern greifen, man sich sinken lässt und zwar grundsätzlich in Staublandschaften. Schwierig wird es, wenn sich gleich zwei Bands nach dieser Sommerfantasie bzw. -erfahrung nennen. Richtig schwierig ist, wenn diese Bands dann nicht einmal ganz unähnlich klingen. Jetzt kommen allerdings erst einmal die Engländer vorbei, die für sich ein gewisses Alleinstellungsmerkmal gefunden haben. Es besteht darin, sich in Videos und Musik stark an die schönste Zeit des Lebens (wahlweise: „Jugend“ oder „60er bis 70er Jahre“) anzulehnen. Durch Erstere taumeln denn auch Noch-Nicht-Erwachsene im Liebesschmerz und lernen ihre erste Lektion. In Letzterer verbreitet ein verhallter und immer etwas leiernder Gesang harmlos wirkende Botschaften von juvenilem Scheitern. Begleiten lässt er sich dabei von einem schön cheesigen Synthiesound mit viel Chalala. Eine klapprige Kreuzung aus Jangle-Pop und La Boum für alternative Jugendliche, die den Jugendlichen zuruft: nächstes Jahr dürft Ihr dann allein verreisen (und nehmt bitte unsere kleine Musik mit). Di, 3. 4., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 NILS SCHUHMACHER