Jeder zehnte Hamburger ist überschuldet

ARMUT 160.000 Einwohner in der Schuldenkrise. Diakonisches Werk für bessere Schuldnerberatung

90 Prozent der Überschuldeten haben ein Einkommen unter der Pfändungsgrenze

Eine gute Schuldnerberatung verschafft nach einer Studie des Diakonischen Werks Hamburg auch Menschen in Armut wieder finanzielle Spielräume. Bei etwa jedem vierten Klienten habe sich die finanzielle Lage durch die Beratung merklich entspannt, obwohl das Einkommen nicht gestiegen sei, sagte der Hamburger Sozialwissenschaftler Harald Ansen am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse. Wenn Ratenzahlungen verringert, Schulden gestundet und berechtigte Sozialleistungen beantragt würden, stärke dies die Motivation, die anstehenden Probleme selbst zu bewältigen. Etwa 90 Prozent der Überschuldeten haben ein Einkommen unter der Pfändungsgrenze.

Für die Studie waren 239 Erstbesucher der Schuldnerberatung befragt worden, von denen sich 159 am Ende der Beratung einer zweiten Befragung stellten. Auslöser der Überschuldung ist meist Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Trennung. Mit 77 Prozent sind überdurchschnittlich häufig Menschen betroffen, die allein leben. Ihnen fehlten, so Ansen, oftmals eine Familie oder ein soziales Netz, das bei der Bewältigung der Schulden helfen könne.

In Hamburg gilt nach Angaben der Diakonie mit 160.000 Menschen jeder zehnte Einwohner als überschuldet, davon 60 Prozent langfristig. Bundesweit sind es 6,4 Millionen. Von den Schuldnerberatungen werden nur etwa zehn bis 15 Prozent der Betroffenen erreicht. 17 Prozent der Klienten haben keinen Schulabschluss, die Hälfte hat keine Berufsausbildung. Etwa jeder dritte Befragte hat ausländische Wurzeln. Daher wird auch in Türkisch, Griechisch und Englisch beraten.  (epd)