Animalische Freuden

MUSIKALISCHE ZOOLOGIE Jonathan Meiburg und seine Band Shearwater haben schon immer ein großes Herz für Tiere gehabt. Jetzt haben die texanischen Indierocker ihr aktuelles Album den tierischen Freuden gewidmet

Ein mit bebendem Chorjungenfalsett vorgetragenes Plädoyer für Artenvielfalt

VON ROBERT MATTHIES

Nicht nur studierter Geograph ist Jonathan Meiburg, sondern auch begeisterter Ornithologe. Konsequent also, dass seine Band Shearwater, die er vor dreizehn Jahren mit seinem ehemaligen Okkervil River-Mitstreiter Will Sheff eigentlich nur als Nebenprojekt für all die leiseren Töne gegründet hat – Meiburg ist heute nicht mehr bei Okkervil River, Sheff nicht mehr bei Shearwater –, auf denselben Namen hört wie der beeindruckende röhrennasige Seevogel.

Und dass auch die Musik des Vogelfreundes seinem wissenschaftlichen Interesse entspricht: ein gern üppig orchestriertes und mit pathetisch bebendem Chorjungenfalsett vorgetragenes Plädoyer für die Bewahrung der Artenvielfalt und gegen die anmaßende Unterwerfung aller Welt durch den gedankenlosen Menschen sind Shearwaters Alben.

Das war zuletzt, bis zur vorletztes Jahr mit „The Golden Archipelago“ nebst 50-seitigem Dossier abgeschlossenen Konzept-Album-Trilogie „Island Arc“, ein bei aller Sinnlichkeit ordentlich verkopftes und sich dem unbedarften Zugang nicht selten verschließendes Unterfangen für geistesverwandte Entdeckernaturen.

Nun bekommt Shearwater zum Hirn einen Körper: sehr viel eingängiger ist „Animal Joy“, die erste Veröffentlichung auf Sub Pop, geworden, geradezu konventionell rocken Stücke wie „Immaculate“ nach vorn, groovt in „Breaking the Yearlings“ die Orgel. Vor allem aber weicht die Wehleidigkeit von Meiburgs Naturmusik plötzlich mitunter fröhlicher, animalischer Freude. Für die weitere Entwicklung sicher ein evolutionärer Vorteil.

■ Di, 17. 4., 20 Uhr, Prinzenbar, Kastanienallee 20