SABINE PREUSCHHOF
: So habe ich den Westen verändert

Wir hatten im Osten einfach mehr Zeit, alles verlief viel langsamer. Deshalb konnten wir mehr Energie und Liebe in Details stecken. Das spürt man am Ost-Sandmännchen! Er ist liebevoller, langsamer und auch ein wenig behutsamer als sein Kollege aus dem Westen, den es nun ja nicht mehr gibt. Und das prägt auch die Kinder.

Indem ich 1991 das Ost-Sandmännchen vom Deutschen Fernsehfunk der DDR mit zum neuen ORB genommen habe, habe ich die Kinder im Westen schon ein Stück weit verändert. Für fünf Minuten am Tag schenkt der Sandmann den Westkindern ein wenig mehr Ruhe, nimmt ihnen Stress und Hektik aus ihrer Westwelt. Dass der Sandmann immer zur gleichen Zeit auf dem gleichen Sender kommt, ist dabei auch ganz wichtig: Er gibt den Kindern eine gewisse Beständigkeit im Leben, so wie sie für uns im Osten damals normal war.

Wenn Kinder das Sandmännchen vor sich sehen, bekommen sie immer so einen glücklichen Blick und strahlen ihn an: „Guck mal – das Sandmännchen“. Und diese Freude kommt aus dem Osten.

Sabine Preuschhof ist Sandmann-Chefin beim RBB. 1949 in Neukloster geboren, lebt heute in Wilhelmshorst