Schlägerei war von Rechten geplant

Justizbeamter erhebt Vorwürfe – Gewalt sei von Rechten ausgegangen und „geplant“

KIEL dpa ■ In dem Prozess um eine Massenschlägerei zwischen Rockern und mutmaßlichen Neonazis hat ein Justizwachtmeisters schwere Vorwürfe erhoben: Seiner Ansicht nach hätte die Gewalt vor dem Kieler Amtsgericht verhindert werden können. „Trotz unserer Vorwarnungen wurden keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen,“ so der Beamte gestern vor dem Kieler Landgericht im Prozess gegen einen ehemaligen NPD-Funktionär. Der 35 Jahre alte Angeklagte soll Ende August 2008 bei der Massenschlägerei ein Mitglied des Rockerclubs Hells Angels mit dem Messer lebensgefährlich und einen zweiten Mann schwer verletzt haben. Er muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Polizei rückte damals erst an, als die Massenschlägerei ausgebrochen war. Das Landgericht wird dagegen jetzt von massiven Polizeikräften gesichert. Es gibt strenge Einlasskontrollen.

Vor dem Amtsgericht trafen im August beide Seiten unmittelbar vor dem Prozess gegen den mutmaßlichen Neonazi aufeinander. Vor dem Gebäude hätten sich etwa acht bis zehn Männer der rechten Szene aufgestellt, sagte der Justizwachtmeister. Sie hätten teilweise Springerstiefel und schwarze Jacken getragen und sich mit Basecaps und Sonnenbrille getarnt. Die Schlägerei sei von den Rechten ausgegangen. Zwei von ihnen hätten zwei Hells Angels sofort attackiert, als sie die Treppe zum Eingang hinaufkamen. „Für mich war das eine geplante Aktion“, sagte er. „Die Eskalation der Gewalt kam von den Rechten.“ Der Angeklagte, der vor Gericht schweigt, hatte vor einer Haftrichterin gestanden, den Hells Angel und einen Begleiter niedergestochen zu haben. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt mit weiteren Polizei- und Justizbeamten als Zeugen.