Blankenese mobbt Primarschule

SCHULREFORM 4.000 Hamburger Eltern protestieren gegen die vom schwarz-grünen Senat geplante sechsjährige Grundschule. Sie fühlen sich von den Christdemokraten verraten

AUS HAMBURG KAIJA KUTTER

Dass es in Hamburg Proteste gegen die von CDU und Grünen geplante sechsjährige Grundschule geben wird, war den Verantwortlichen bewusst. „Wir rechnen mit Windstärke zehn“, hatte der CDU-Bildungspolitiker Marcus Weinberg kürzlich vor Parteimitgliedern erklärt. Die Demo gegen die Primarschule am Samstag, an der laut Polizei 4.000 Personen teilnahmen, war noch nicht der große Sturm.

Und doch wird es deutlich, dass sich der Unmut von Eltern aus eher gut situierten Stadtteilen wie Blankenese, Eppendorf, Uhlenhorst und Poppenbüttel, die dort mit Schildern vertreten waren, sich zuerst gegen die Christdemokraten wendet. „Die CDU hat unsere Kinder an die Grünen verkauft“, stand auf einem Plakat. Auf einem anderen wurden die drei Buchstaben umgedeutet in „Chaos Durch Unfähigkeit“.

„Die CDU hat vor der Wahl erklärt, dass die Gymnasien nicht verhandelbar sind“, sagte die FDP-Politikerin Silvia Canel. „Nach der Wahl hat sie sie zur Verhandlungsmasse gemacht.“ Die Elbliberalen waren mit dem Schauspieler und Parteimitglied Sky Dumont gleich zweimal auf der Rednerbühne und scheinen Profit aus der Lage zu ziehen. Die Grün-Alternative Liste (GAL) habe das Kraftwerk Moorburg und die Elbvertiefung nicht gewollt und könne sich nur bei der Schulreform in der schwarz-grünen Koalition durchsetzen, sagte der Vater von zwei Kindern: „Wir müssen diese Reform auf dem Rücken unserer Kinder aushalten, damit diese Koalition nicht zerbricht.“

In der ab 2010 geplanten Primarschule sollen Kinder auch in der fünften und sechsten Klasse noch gemeinsam lernen und auch schon den an Gymnasien üblichen Fachunterricht erhalten. „Der Gleichschritt des Frontalunterrichts wird ersetzt durch vielfältiges, schülerorientiertes Unterrichten“, heißt es in dem Infoblatt, das die Grünen am Rande der Demo verteilten.

Doch obwohl in Hamburg bereits eine Fortbildungsoffensive für Lehrer gestartet ist, fehlte den Menschen, die hier auf die Straße gingen, das Vertrauen in deren Wirksamkeit. „Ich kann keine Struktur erkennen, die die Qualität verbessert“, sagt Marielle Wawersik, Mutter eines Vorschulkindes und einer Viertklässlerin aus Winterhude. „Die Kinder sind nicht alle gleich“, findet auch die 16-jährige Gymnasiastin Insa. Und sagt: „Man sollte die guten und die schwachen Schüler teilen und besser für sich fördern.“