ARD: AA wusste früh von zivilen Opfern in Kundus

AFGHANISTAN Informationen widersprechen offenbar der bisherigen Darstellung von Steinmeier

BERLIN dpa/afp | Das Auswärtige Amt (AA) hatte schon am 4. September 2009 konkrete Hinweise auf zivile Opfer bei dem Luftangriff am Kundus-Fluss eine Nacht zuvor. Das geht aus einer vorab verbreiteten Meldung der am Sonntagabend ausgestrahlten ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ hervor. Diese stützt sich auf ein dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegendes vertrauliches Gesprächsprotokoll des Bundeswehr-Wiederaufbauteams (PRT) in Kundus. Demnach nahm an einer Besprechung, die den Titel „Informationszusammenfassung CAS“ (Close Air Support – Luftnahunterstützung) trägt und am 4. September zwischen 14.45 Uhr und 15.30 Uhr stattfand, auch Burkhard Ducoffre, der Vertreter des Auswärtigen Amtes im Wiederaufbauteam in Kundus, teil.

Inhalt des Gesprächs waren den Angaben zufolge unter anderem Informationen, die Bundeswehrsoldaten durch Gespräche vor Ort gewonnen hatten. Demnach gab es konkrete Hinweise auf 14 getötete und 7 verwundete Zivilisten. Ducoffre habe dies in zwei Berichten nach Berlin gemeldet. Der damalige Außenminister und heutige SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier erklärte bisher, lange Zeit nur unklare Informationen über zivile Opfer gehabt zu haben.

Unterdessen lehnt die SPD eine weitere Verstärkung des deutschen Truppenkontingents in Afghanistan ab. „Für zusätzliche Kampftruppen über die bisherige Obergrenze hinaus wird es die Zustimmung der SPD nicht geben“, sagte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel am Wochenende.