Spendenverhalten in Deutschland: Bananen fürs Minenschnüffeltier

Immer weniger Menschen spenden, trotzdem steigt die Gesamtsumme. Besonders Frauen und ältere Menschen sind bereit, für den guten Zweck Geld abzugeben.

Thüringer Suppenküche: Obdachlosen wird eine warme Mahlzeit gegeben. Bild: imago

BERLIN taz | Die Zahl der Spender sinkt, doch die wenigen geben mehr Geld. Nur noch 35 Prozent der Bundesbürger haben im Zeitraum von Oktober 2010 bis September 2011 für gemeinnützige Zwecke gespendet, geht aus dem "Spendenmonitor" von TNS Infratest in Bielefeld hervor. Dies sei der niedrigste prozentuale Anteil seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1995. Trotzdem kletterte die Gesamtsumme der Spenden im Vergleich zum Vorjahr um 300 Millionen Euro auf 2,9 Milliarden Euro.

"Wir haben weniger Spender, die aber bereit sind, höhere Summen zu geben", sagt Thomas Röhr, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Fundraising Verbands, "das liegt auch an der sozialen Schere, die auseinanderklafft." Nach einem Bericht des Wissenschaftszentrums WZB vom Dezember gibt das oberste Einkommenszehntel 0,57 Prozent seines durchschnittlichen Jahreseinkommens an gemeinnützige Organisationen. Das unterste Zehntel hingegen spendet nur 0,13 Prozent seiner verfügbaren Einkünfte. Das reichste Zehntel verfügt allerdings auch über 46.000 netto im Jahr. Die ärmste Gruppe hat hingegen deutlich weniger als 10.000 Euro jährlich zur Verfügung.

Der WZB-Bericht bezieht sich auf Erhebungen einer Langzeitstudie des DIW Berlin. Die durchschnittliche Spendenhöhe der Hilfswilligen liege bei 201 Euro im Jahr, so DIW-Forscher Jürgen Schupp.

Frauen spenden etwas häufiger. Vor allem ältere Menschen sind eher bereit, mit Spendengeldern Sportvereine, kulturelle Einrichtungen und Hilfsorganisationen zu unterstützen. Über 80-Jährige etwa spenden 266 Euro pro Jahr. Trotz der Vermögenszuwächse in den vergangenen Jahren ist das Spendenvolumen aber nicht entsprechend gestiegen, sagte Schupp.

"Die Leute möchten mit ihrer Spende etwas bewirken", betont Fundraisingexperte Röhr. Konkrete Projekte sind daher beliebt. Die Spendenplattform www.betterplace.org etwa verzeichnet weiterhin Zuwachsraten. Im ablaufenden Jahr liege das Spendenvolumen mit 3 Millionen Euro um 500.000 Euro höher als im Jahr zuvor, so "betterplace"-Sprecher Moritz Eckert.

Spendenobjekte auf "betterplace" sind beispielsweise die "Hero Rats", Ratten, die darauf trainiert werden, in Afrika Landminen zu erschnüffeln. Wer 25 Euro per Mausklick spendet, sichert einer Ratte die trainingswichtige Bananenration für ein Jahr und könne so Leben und Gliedmaßen retten, wirbt die Plattform.

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