Weisheiten fürs Volk

Bis einschließlich Samstag soll in Hannover die Philosophie aus den Seminarräumen geholt werden. Verdient hätte sie es ja. Hauptthema des Festivals ist die Seele

Irgendwie hat es die Philosophie verdient: geehrt zu werden mit einem großen Fest. An diesem Donnerstag wird es in Hannover beginnen, am Sonntag enden. Das „Festival der Philosophie“ ist das erste seiner Art hierzulande. Die italienische Stadt Modena etwa organisiert bereits seit 2001 ein „Festival di Filosofia“, zu dem Jahr für Jahr mehr als 100.000 Besucher strömen.

Mit dem Fest soll gezeigt werden, dass es sich bei der Philosophie nicht um einen abgekapselten Universitätsdiskurs handelt, sondern um eine Sache, die alle angeht. Darum hat das Philosophischen Seminar der Leibniz Universität mit einigen Stiftungen zusammen ein Programm aufgestellt, das sich sehen lässt.

Am Freitag spricht Franco Volpi in der Cumberlandschen Galerie. Der Ethikexperte Robert Spaemann redet am Samstag um 15 Uhr im Leibnizhaus. Als Thema der Tage dient die Frage nach der Seele – „weil sich damit eine Fülle philosophischer Ideen und Kontroversen verbinden“, so die Veranstalter: von der Unsterblichkeitslehre bis zum psychischen Apparat Freuds.

Viele Lesungen, Vorträge und Gespräche finden bewusst außerhalb der Tempel des Geistes statt, etwa der Vortrag Helmut Papes „Vom Rausch der Ideen und Weine“ heute um 21 Uhr im Restaurant Maestro, zu dem der Weinkenner eigene Kisten beisteuern will.

Das viertägige Fest dauert eigentlich nur drei Tage; am Sonntag stehen nur zwei Konzerte an. Diese Übertreibung ist entschuldbar: Die Zahl vier liegt der Lehre des Pythagoras zugrunde. Und dem wird nachgesagt, den Begriff Philosophie erfunden zu haben. MAP

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