Start der "Inside Hollywood"-Komödie: Wahre Klischees

In Hollywood gedeihen Opportunismus und Falschheit besser als anderswo, heißt es. Doch Barry Levinsons "Inside Hollywood" hat nicht genug Biss für eine Komödie aus der Finsternis.

Stars spielen Stars und Bruce Willis will seinen Vollbart nicht rasieren. Bild: dpa

Filme über Hollywood sind immer Anti-Hollywood-Filme. Zugleich können (oder wollen) sie sich aber nie wirklich der Faszination des Glamourbusiness entziehen. Der amerikanische Filmhistoriker und Filmemacher Thom Anderson hat die filmischen Selbstbespiegelungen Hollywoods einmal mit Kriegsfilmen verglichen. So wie jeder noch so kritische Kriegsfilm Gewalt immer auch glorifiziert, ist jeder Film über Hollywood auch eine Werbung für diese Brutstätte der Laster und der Exzentrik.

"Inside Hollywood" macht da keine Ausnahme. Regisseur Barry Levinson zeigt genüsslich den Opportunismus, die Falschheit und Selbstbezogenheit der kalifornischen Filmindustrie, um daraus komödiantisches Kapital zu schlagen, aber letztlich gerät seine Selbstkritik arg kokett. Babylon ist Hollywood hier nicht gerade.

Robert De Niro spielt den Produzenten Ben, den das Glück zu verlassen scheint: Ein Regisseur will seinen Film partout nicht umschneiden, der bei Testvorführungen schlecht ankam; Bruce Willis (er spielt sich selbst) weigert sich, seinen wuchernden Vollbart für anstehende Dreharbeiten abzurasieren; und seine Exfrau, von der er nicht loskommt, hat anscheinend eine Affäre ausgerechnet mit einem Drehbuchautor, mit dem er zusammenarbeitet. Die Begebenheiten basieren auf Erlebnissen des Produzenten Art Linson ("Fight Club", "The Untouchables"). Pate standen besonders die problembeladenen Dreharbeiten zum Actionfilm "Auf Messers Schneide" mit Alec Baldwin (er weigerte sich wirklich, seinen Vollbart zu stutzen). 2002 veröffentlichte Linson seine Geschichten in dem Buch "What Just Happened: Bitter Hollywood Tales from the Frontline". Für den Film hat er sie nur leicht fiktionalisiert in ein Drehbuch verwandelt.

Es überrascht also nicht, dass Linsons Alter Ego im Film am besten wegkommt. Zwischen all den egomanen Regisseuren, Schauspielern, Agenten und Studiochefs ist er die Stimme der Vernunft und des Pragmatismus, der Einzige, der wirklich daran interessiert ist, dass ein Film auch vollendet wird und irgendwann einmal auf einer Leinwand zu sehen ist. Was dagegen verwundert, ist, dass die beiden Hollywood-Routiniers Linson und Levinson nicht eine überraschende oder originelle Einsicht über die Filmindustrie vermitteln. Letztlich hätte "Inside Hollywood" auch von Leuten gemacht werden können, die ihr Wissen nur aus Klatschmagazinen und anderen Filmen über Hollywood beziehen.

Die Kulturkritiker wird es freuen: Auch die Insider finden nichts anderes als Eitelkeiten, Verrat und Falschheit. Es ist alles so, wie wir uns das schon immer gedacht haben. Die Klischees sind die Wahrheit. Natürlich braucht Satire Klischees, um auf den Punkt zu kommen. Aber hier ist die Kritik allzu selbstzufrieden geraten. Wie schon in "Wag the Dog" macht es sich Levinson zu einfach. Spielte er in der Polit-Satire aus dem Jahr 1997 einer billigen Politikverdrossenheit in die Hände, drückt er in "Inside Hollywood" bestenfalls eine leichte Genervtheit von der Filmindustrie aus.

Das ist durchaus amüsant anzuschauen, und Robert De Niro zeigt eine seiner besseren Leistungen aus den letzten Jahren, aber nie geht es wirklich um etwas. Eine wenig mehr Drama und Biss und eine klare Haltung hätten nicht geschadet. Der Niedergang des Produzenten Ben etwa manifestiert sich darin, dass er nicht im Privatjet der Studiochefin von Cannes zurück nach L.A. fliegen darf. Bei einem Fotoshooting für Vanity Fair mit den wichtigsten Entscheidern Hollywoods wird er gar an den Rand gestellt. Ben geht durchs Fegefeuer der Eitelkeiten und sengt sich ein paar Haare an. Wenn man sonst keine Probleme hat.

"Inside Hollywood". Regie: Barry Levinson. Mit Robert De Niro, Bruce Willis u. a. USA 2008, 105 Min.

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