Ein Festival der Poesie

VON RITA DOVE

When I was a child, I was contentto fit the notes to the joy I felt;chords unfurled shimmering ribbonsI twirled myself in, as if into a chrysalis.

Then I wanted love, whole sheets of itto wrap myself warm for sleeping.Less spontaneous, I performed vigorously;the world was not as large as the sound

I sent to it. More admiration, fetes.Women began sampling, nibbles & slurps;I played to keep the noise going,to fill me up. But now I want only

to find love that resists, notes that will not fit;I want to be appalled & staggeredin equal measures, I want blood& blood’s aftermath --

weariness & affliction, sans mercy.

(Aus Rita Dove: Sonata Mulattica. Norton & Co, New York, London 2009. © 2009 by Rita Dove)

Die Autorin Rita Dove hat in den USA alles gewonnen, was es da drüben für Lyrik gibt, inklusive Pulitzerpreis und Gastgeberschaft für eine Zusammenkunft der Literaturnobelpreisträger in Atlanta, Georgia, anlässlich der Olympischen Spiele damals.

Dass so ein Lyrikstar einmal in der „Sesamstraße“ auftritt, um für Gedichte zu werben, klingt zunächst lustig – Rita Dove hat es wirklich getan. Wir drucken dieses Gedicht, zum ersten Mal auf Deutsch, anlässlich des Poesiefestivals in Berlin, wo neben Rita Dove von heute an bis zum 5. Juli viele andere bekannte Lyriker lesen werden. Programm: www.literaturwerkstatt.org. Foto: Fred Viebahn

VON RITA DOVE

Als ich ein Kind war, war ich’s zufrieden,die Noten mit meinem Frohsinn in Einklang zu bringen.Akkorde entrollten schimmernde Bänder,in die ich mich einwand wie in eine Puppe.

Dann sehnte ich mich nach Liebe, ganze Bettdecken voll,in denen ich mich in den Schlaf kuscheln konnte.Nun weniger spontan, trug ich heftiger vor;die Welt war nicht so groß wie der Klang

den ich ihr sandte. Mehr Bewunderung, Feste.Frauen schmeckten mich ab, in Häppchen und Schlückchen;Ich spielte, um den Lärm am Leben zu erhalten,mich ganz zu erfüllen. Heutzutage jedoch möchte ich nur

Liebe finden, die widersteht, Noten, die nicht passen;ich möchte gleichermaßen abgestoßen seinund zum Taumeln gebracht, ich möchte Blutund des Blutes Nachgeschmack --

Marter und Überdruß, ohne Gnade.

(Aus dem amerikanischen Englisch von Fred Viebahn)