UNTERM STRICH

Der österreichische Schriftsteller Walter Kappacher ist mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung würdigte mit der Preisverleihung am Wochenende in Darmstadt das Gesamtwerk des 71-Jährigen, das sich um die Alltags- und Berufswelt durchschnittlicher Menschen dreht. Der Laudator Paul Ingendaay sagte, die Romane des Österreichers seien „Geschichten von Menschen, die nicht funktionieren, weder im Erwerbsleben noch in der so genannten Gesellschaft“. Der 1938 in Salzburg geborene Preisträger berichtete in seiner Dankesrede von seiner Herkunft aus bedrückenden Verhältnissen: Der Vater ist meist arbeitslos und wird allmählich zum Trinker. Im Winter bietet die elterliche Wohnung kaum Schutz vor Kälte. Geredet wird in der Familie kaum. In dieser Situation bieten ihm die Bücher Zuflucht und Rettung. „Es war die Literatur, die mir Halt gegeben hat, mir ein Dach über dem Kopf war“, erinnerte sich der 71-Jährige. Als Initialzündung beschrieb Kappacher den einjährigen Aufenthalt in einer Münchener Schauspielschule 1960. Damals habe er erstmals die Werke von Fjodor Dostojewski und Georg Büchner für sich entdeckt: „So etwas Radikales, aufs Äußerste Verdichtetes hatte ich noch nie gelesen.“