Betr.: kinotaz nord

A

Der Adler der neunten Legion Großbritannien 2010, R: Kevin Macdonald, D: Channing Tatum, Jamie Bell

„„Oscar-Preisträger Kevin Macdonald überrascht mit einem unkonventionellen Sandalenfilm, in dem „G. I. Joe“ Channing Tatum als römischer Soldat eine gefährliche Mission in Britannien unternimmt. Er rückt die moralische Seite des römischen Imperialismus in den Vordergrund und zeigt, wie Ignoranz und Unwissenheit den Graben zwischen den Kulturen vertiefen. Doch auch wenn man diese politischen Implikationen ausblendet, ist Macdonald ein höllisch spannender Film gelungen, der mit grandiosen Bildern begeistert und die Traditionen des Sandalenfilms gekonnt modernisiert.“ (Cinema) FL, GÖ, H, HB, HH, KI, OL

Am Anfang war das Licht Österreich 2010, R: P.A. Straubinger

„P.A. Straubinger hat Menschen getroffen, die seit Jahren ohne Essen und Trinken überleben und sich nur von Licht ernähren, lässt aber auch Schulmediziner, Biologen und Physiker zu Wort kommen. Die ebenso spannende wie facettenreiche Reportage betrachtet das jahrtausendealte Phänomen der Lichtnahrung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und liefert dabei verblüffende Einsichten und Erklärungen.“ (Cinema) HB, KI, OL

Another Year Großbritannien 2010, R: Mike Leigh, D: Jim Broadbent Ruth Sheen

„Ein Jahr im Leben eines in die Jahre gekommenen, gut situierten britischen Paars aus der Mittelschicht, dessen gastfreundliches Haus Anlaufstätte für diverse weniger zufriedene Freunde ist, woraus sich teils komische, teils tragische Verflechtungen ergeben. Mike Leighs gemeinsam mit den Schauspielern mittels Improvisation ausgearbeitete Alltagsstudie befasst sich mit den Bedingungen von Zufriedenheit und Lebensglück bzw. dessen Scheitern und fasziniert durch ihren ungeschönten, gleichwohl nie entblößenden, sondern stets Anteil nehmenden Blick auf ihre lebensvollen Figuren.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH, HL, KI

Außer Atem Frankreich 1959, R: Jean-Luc Godard, D: Jean Seberg, Jean-Paul Belmondo

“Als Godard 1959 den Film drehte, hatte er, so sagt er, vom Filmemachen keine Ahnung, er wusste nur, dass er allen Verboten aus dem Weg gehen wollte. Was er aber hatte, das war eine Lust zu spielen, sich auf unberechenbare Situationen einzustellen. Seinen Hauptdarsteller Belmondo etwa, einfach phantastisch in dieser Rolle, ein selbstgesprächiger Spinner, einfallsreich, noch gut aussehend, supercool, wie Paris aus den Rippen geschneidert. Oder Jean Seberg, die lebensdurstige Patricia, die sich vor der Unfreiheit durch Liebe fürchtet und mit einem wunderbaren amerikanischen Akzent spricht. Ein wunderschön bitter-süßer Film in einem vernebelten schwarz-weiß, mit halsbrecherischen Kamerabewegungen durch engste Interieurs, mit einer coolen Klang-Kulisse. Was soll man noch sagen?“ (taz) OL

B

Das Beil von Wandsbek Deutschland 1981, R: Horst Königstein & Heinrich Breloer, D: Roland Schäfer, Angelika Thomas

„Der Roman von Arnold Zweig in einer Fernseh-Verfilmung, die mit ihrem Geflecht aus Spielfilmszenen, Recherchenmaterial, Interviews und Dokumentar-Elementen die historischen Umstände im Hamburg der 30er Jahre rekonstruiert, die Zweig zu seinem Buch veranlaßten. Der Film regt nicht nur zur Lektüre des Zweig-Romanes an, sondern erhellt auch die geschichtlichen Umstände des allmählichen Übergangs von Weimarer Republik in den NS-Staat.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Black Swan USA 2010, R: Darren Aronofsky, D: Natalie Portman, Mila Kunis

„Psychohorrorfilm um eine perfektionistische Ballerina, die die Rolle des verführerischen schwarzen Schwans in Tschaikowskis Ballett „Schwanensee“ bekommt und an der Aufgabe zugrunde geht, ein “dunkles“ Ich zu ergründen, das sie eigentlich gar nicht besitzt. Handwerklich perfekt, aber ironiefrei und ohne jede Brechung zieht Regisseur Aronofsky seine gedanklich eher schlichte Geschichte aus der Welt der Psychosen bis zum blutigen Finale durch.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

C

Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte Großbritannien/USA 2010, R: Michael Apted, D:Ben Barnes, Skandar Keynes

„Während Teil 1 von der märchenhaften Landschaft Narnias mit seinen fantastischen Kreaturen und endlosen Weiten lebte und „Prinz Kaspian“ eher auf düsteres Schlachtengetümmel setzte, versucht Michael Apted in der Adaption von Lewis‘ fünftem Buch (“Morgenröte“ wurde als drittes Buch geschrieben, in der Erzählfolge aber an Platz fünf eingeordnet), beides zu verbinden. Mit durchwachsenem Erfolg. Zwar besticht „Die Reise auf der Morgenröte“ durch opulente Bilder und fulminante Actionsequenzen - doch die Geschichte dazwischen scheint nur als roter Faden zum nächsten Schlagabtausch zu dienen. Zwar sind die Animationen die bislang besten im Narnia-Kinouniversum, das uninspiriert heruntergespulte Effektegewitter aber torpediert das Märchenhafte der Story und erschwert Kindern das Eintauchen in die Zauberwelt.“ (Cinema) H, HB, HH, SN

Cinemania Deutschland 2002, R: Stephen Kijak, Angela Christlieb

“Dokumentarfilm, der fünf New Yorker porträtiert, die sich mit Haut und Haar dem Kino verschrieben haben und ihren Tagesablauf minutiös planen, um möglichst viele Filmvorführungen wahrnehmen zu können. Er beschreibt ihre Gewohnheiten, Lieblingsfilme und Träume und stellt ihre Verschrobenheiten ebenso wie jene Sachzwänge vor, die eine solch fokussierte Existenz in Form von finanzieller Not, Räumungsklagen oder Schlaflosigkeit mit sich bringt. Eine Reflexion auch über das Leben in Scheinwelten, geprägt von unverhohlener Sympathie für die Charaktere.“ (filmdienst) HH

D

Devil USA 2010, R: John Erick Dowdle, D: Joshua Peace, Chris Messina

„Fünf Menschen, eingeschlossen in einem stekkengebliebenen Fahrstuhl. Jeder von ihnen hütet ein dunkles Geheimnis - und einer von ihnen ist der Fürst der Dunkelheit höchstselbst.Glücklicherweise haben die Macher erkannt, dass sie mit ihrem Albtraumszenario dem Zuschauer genug abfordern, und nicht noch Blut eingesetzt. Hier schockieren keine abgerissenen Gliedmaßen, hier entsteht das Grauen allein in der Fantasie des Betrachters.“ (Cinema) H, HB, SN

Dickste Freunde USA 2010, R: Ron Howard, D: Vince Vaughn, Kevin James

„Kurz vor Abschluß eines wichtigen Liefervertrags entdeckt Ronnie, dass die Gattin seines besten Freundes und Firmenpartners fremd geht. Um den Vertrag nicht zu gefährden, informiert Ronnie den Betrogenen nicht gleich und dreht von Gewissenbissen gequält beinahe durch in diesem geschwätzigen Beziehungsdrama mit banal dahindümpelnder Handlung ohne Esprit.“ (tip) BS, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

Drei Deutschland 2010, R: Tom Tykwer, D: Sebastian Schipper, Sophie Rois, Devid Striesow

„Tykwer ist schon immer ein Mann der Versuchsanordnungen gewesen, in denen er auch erzählerisch durchdekliniert, wie dem Leben mit dem Kino beizukommen wäre. Im Falle von „Drei“ heißt das, dass er das alltägliche Glück zu zweit quasi filmisch auf die Probe stellt, als wollte er sehen, wie weit sich jene Illusion dehnen lässt, die das Erzählen zusammenhält. So gibt es schwarzweiße Traum- und farbige Tanzeinlagen, das Sterben der Mutter als Scherenschnitt und ihre Erscheinung als Engelsgestalt, es gibt Split Screen und Fotoromansequenzen, und man hat den Eindruck, die Erzählung suche noch nach einer Form, in der sie sich wohlfühlt. Diese Uneinheitlichkeit hat System, bei Tykwer allemal, weil das Kino bei ihm schon oft ein Labor war, in dem er dieses seltsame Ding namens Liebe untersuchte.“ (Frankfurter Allgemeine) FL, GÖ, HH

Drive Angry USA 2011, R: Patrick Lussier, D: Nicolas Cage, Amber Heard

„Mit Filmen wie „Wicker Man“, „Ghost Rider“ oder „Der letzte Tempelritter“ entwickelt sich Nicolas Cage immer mehr zur Trashikone von Hollywood. In diesem Actionspektakel mimt er einen untoten Racheengel, der aus der Hölle zurückkehrt, um das Baby seiner Tochter aus den Händen einer satanischen Sekte zu befreien. Im Kampf gegen die Mächte des Teufels hat er nur eine Verbündete: die verführerische Piper (“Mandy Lane“-Darstellerin Amber Heard).“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Dschungelkind Deutschland 2011, R: Roland Suso Richter, D: Nadja Uhl, Thomas Kretschmann

„Aufgrund der Forschungen ihres Vaters zieht die achtjährige Sabine mit ihrer Familie in den Dschungel von West-Papua, zu einem Stamm, der heute noch fern jeglicher Zivilisation nach alten Riten lebt. Nur langsam gelingt es der Familie, Kontakt zu dem kriegerischen Volk zu knüpfen und ein Verständnis für die Lebensweise der „Anderen“ zu entwickeln. Nach anfänglichem Zögern findet Sabine neue Freunde und muss sich, Jahre später, entscheiden, wo ihre Heimat ist: Im Dschungel oder doch im zivilisierten Deutschland, welches ihr so fremd ist? Die filmische Adaption der gleichnamigen Biographie von Sabine Kuegler überzeugt durch die Wahl von exotischen Schauplätzen, einem exzellenten Drehbuch und überzeugenden Darstellern.“ (fbw) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

E

Ein Mann von Welt Norwegen 2010, R: Hans Petter Moland, D: Stellan Skarsgard, Bjørn Floberg

„Er saß zwölf Jahre im Knast, weil er den Geliebten seiner Frau umgebracht hat. Jetzt öffnen sich für den wortkargen Streuner Ulrik die Gefängnistore, und er muss sich im Leben wieder zurechtfinden. Ob es da so eine gute Idee ist, gleich als erstes seinen alten Gangsterboss aufzusuchen? Der vermittelt Ulrik eine Bleibe bei seiner hässlichen, sexhungrigen Schwester und drängt ihn zur Rache an dem Mann, dem er seine Haftstrafe zu verdanken hatte. Die Ganovengroteske „Ein Mann von Welt“ atmet den spröden Geist der Filme der finnischen Kaurismäki-Brüder, ist angenehm versaut und mit den skurrilsten Galgenvögeln besetzt.“ (Cinema) BHV

Engel des Bösen – Die Geschichte eines Staatsfeindes Italien/Frankreich/Rumänien 2010, R: Michele Placido, D: Kim Rossi Stuart, Filippo Timi

„Knallharter, spannender Action-Film über den Aufstieg und Fall des berühmt-berüchtigten, charismatischen Gangsters Renato Vallanzasca (hervorragend verkörpert von Kim Rossi Stuart), der in den siebziger Jahren mit seiner Bande Mailand und ganz Italien unsicher machte. Schade nur, dass Placido etwas zu oberflâchlich über den sozialen und politischen Kontext seiner Geschichte hinwegsurft.“ (tip) H, HB, KI, LG

F

Fasten auf Italienisch Frankreich 2010, R: Olivier Baroux, D: Kad Merad, Valérie Benguigui

„Dino Fabrizzi hat alles, was man sich wünschen kann: einen super Job, einen schnellen Flitzer und eine tolle Frau. Ein Problem gibt es dennoch für den in Nizza lebenden Italiener: Er ist gar keiner. Dino heißt eigentlich Mourad Ben Saoud. Das weiß aber weder sein Chef noch seine Freundin. Seine arabische Familie glaubt wiederum, dass er in Italien an seiner Karriere feilt. Mourads Lüge droht aufzufliegen, als sein Vater von ihm verlangt, den Ramadan zu begehen. Doch mehrmals täglich das Fasten und die Gebete vor seinen ahnungslosen Mitmenschen zu verbergen, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Auf ebenso eindringliche wie amüsante Weise zeigt „Fasten auf Italienisch“, wie weit Menschen gehen, um akzeptiert zu werden.“ (Cinema) H, HB, HH, KI

Freundschaft plus USA 2011, R: Ivan Reitman, D: Natalie Portman, Ashton Kutcher

„Ein unschlüssiges Liebespaar, eine chaotische Verwandtschaft, treue Freunde und eine Hochzeit sind die üblichen Zutaten für romantische Komödien. Diese Elemente werden auch in «No Strings Attached» von Komödien-Veteran Ivan Reitman («Ghostbusters», «Kindergarten Cop») verwendet. Darin einigen sich Natalie Portman und Ashton Kutcher auf eine Sex-Beziehung ohne emotionale Bindung, scheitern aber an der Herausforderung. Auch die beiden charmanten Hauptdarsteller tragen dazu bei, dass die substanzlose Komödie leicht bekömmlich ist. Nathalie Portman überzeugt zwar als Komödiantin nicht ganz so sehr wie in ihren dramatischen Rollen, beispielsweise zuletzt in «Black Swan», doch alleine schon der Grössenunterschied zu Ashton Kutcher sorgt für Humor.“ (filmsprung) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

G

Der ganz große Traum Deutschland 2010, R: Sebastian Grobler, D: Daniel Brühl, Burghart Klaußner

„Ein junger Englischlehrer muss sich im Jahre 1874 in Braunschweig mit seinen fortschrittlichen, auf Fairness und Respekt fußenden Lehrmethoden gegen die strenge preußische Denkweise durchsetzen, die auf militärische Disziplin, Zucht und Ordnung baut. Während er an den empörten Vertretern von Klerus, Industrie und Großbürgertum zu scheitern droht, gewinnt er die Herzen seiner unterdrückten Schüler, die das noch gänzlich unbekannte Fußballspiel eint und stärkt. Die der Handlung zugrunde liegenden historischen Tatsachen überführt der ebenso stimmungs- wie gefühlvolle Film in ein schönes Kinoabenteuer, das glaubwürdig Solidarität und Freundschaft preist.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Goethe! Deutschland 2010, R: Philipp Stölzl, D: Alexander Fehling, Moritz Bleibtreu

„Er ist nationales Kulturgut, trotzdem befassen sich Jugendliche heute nur ungern mit Goethe, wenn sie im Deutschunterricht mit dem „Werther“ oder dem „Faust“ traktiert werden. Vielleicht hilft dieser erfrischende Film, den „Dichter und Denker Nummer eins“ neu für sich zu entdecken. Ohne sich zwanghaft an die historischen Details zu klammern, zeigen Stölzl und sein Hauptdarsteller Alexander Fehling Goethe als „jungen Wilden“ des 18. Jahrhunderts und erzählen mitreißend die Geschichte seiner (unerfüllten) ersten Liebe. An Tiefgang und einer Einordnung Goethes in seine Zeitgeschichte lässt es dieses Porträt leider etwas fehlen.“ (Rheinischer Merkur) H

Good Food, Bad Food Frankreich 2010, R: Coline Serreau

„Die außergewöhnliche Doku von „Drei Männer und ein Baby“-Regisseurin Coline Serreau beleuchtet die dramatischen Folgen der industrialisierten Landwirtschaft für die Bodenqualität und die Nahrungsmittelproduktion. Erschütternd und aufwühlend wie Erwin Wagenhofers Ökoreport „We Feed the World - Essen global“.“ (Cinema) HH

The Green Hornet USA 2010, R: Michel Gondry, D: Seth Rogen, Cameron Diaz

„„The Green Hornet“ geht auf eine Hörspielserie aus den dreißiger Jahren zurück und erzählt von dem nichtsnutzigen Sohn eines Zeitungsmoguls, der sich zum Kämpfer gegen das Verbrechen aufschwingt. Regisseur Michel Gondry und Hauptdarsteller Seth Rogen machen aus dem Stoff eine entspannte Superheldenfilmparodie. Leider geht es dem Film wie seinem etwas zu entspannten Helden: Es fehlen ihm der rechte Antrieb und die nötige Zielstrebigkeit, um in Schwung zu kommen. Christoph Waltz, der in seinem ersten Film nach dem Oscar-Gewinn für „Inglourious Basterds“ mit Selbstironie einen fiesen Gangsterboss spielt, läuft als Bösewicht über weite Strekken neben der Handlung her.“ (Der Spiegel) H, HB, KI, OS

The Green Wave Deutschland 2010, R: Ali Samadi Ahadi

„Ali Samadi Ahadi verfolgte den Volksprotest in Iran während der Präsidentschaftswahl 2009 von Deutschland aus. In seinem Film erzählt er die Geschichte des blutig niedergeschlagenen Aufstandes und verkuppelt dafür wirkungsvoll Berichte aus Blogs und Social Networks mit Animationen.“ (tip) BS, GÖ, H, HH, KI

Gullivers Reisen – Da kommt was Großes auf uns zu USA 2010, R: Rob Letterman, D: Jack Black, Emily Blunt

„In diesem turbulenten Hollywood-Reboot des satirischen Märchenklassikers wächst Comedy-Kugelblitz Jack Black (“School of Rock“) nur optisch über sich hinaus. Liliputs beginnen, das von Hollywood-Filmen und Popmusikweisheiten geprägte Verhalten des Riesen zu imitieren und ihre Innenstadt in eine einzige Leuchtreklamefläche voller Gulliver-Konterfeis zu verwandeln. Ein ironischer Kommentar auf amerikanischen Kulturimperialismus, der leider in zahllosen Standardsituationen kindgerechten Klamauks untergeht. So entpuppt sich die neueste Verfilmung von „Gullivers Reisen“ als unausgegorenes Starvehikel für Jack Black, der seine Paraderolle des exaltiert nerdigen Fatsos mit Herz jedoch mehr routiniert als inspiriert abspult.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

H

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil I USA 2010, R: David Yates, D: Daniel Radcliffe, Emma Watson

„Durch die zeitbedingte Möglichkeit, alles ein bisschen ausführlicher zu erzählen, wird „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1“ zum etwas zähen Start ins grosse Finale. Wenn man bedenkt, was noch alles passieren sollte, dürfte die Fortsetzung ein Actionknaller erster Güte werden. Hier werden die Weichen gestellt und vor allem im Mittelteil die Langsamkeit zelebriert. Ist gut, aber hätte Potenzial für etwas viel Grösseres gehabt.“ (outnow.ch) HB

Hereafter - Das Leben danach USA 2010, R: Clint Eastwood, D: Matt Damon, Cécile de France

„„Hereafter - Das Leben danach“ handelt von Menschen an der Schwelle zum Tod: Eine französische Reporterin überlebt nur knapp den Tsunami in Asien, ein amerikanischer Fabrikarbeiter kann mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen, und Zwillingsbrüder in London werden durch einen Unfall auseinandergerissen. Diese Figuren lässt Regisseur Clint Eastwood Blicke ins Jenseits werfen. Schon länger beschäftigt sich der Star mit diesem Reich zwischen Leben und Tod, in „Million Dollar Baby“ etwa erzählte er von einer Boxerin, die querschnittsgelähmt künstlich am Leben gehalten wird. „Hereafter“ ist die Reflexion eines weisen alten Mannes über die letzte Grenze, die auf einmal durchlässig wird, ein so lakonischer wie berührender Film.“ (Der Spiegel) HB, HH, HL, KI, OS

Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan Deutschland 2011, R: Harald Sicheritz, D: Alina Freund, Sami Herzog

„In ihrem zweiten Kinoabenteuer werden Lillis Zauberkräfte im fernöstlichen Mandolan benötigt. Vor fröhlich-bunter Kulisse ist unter der Regie des Österreichers Harald Sicheritz ein rasanter Kinderfilm entstanden. Doch dass die Story an allen Ecken hinkt, dürfte selbst den unaufmerksamsten Knirpsen nicht entgehen. So bleibt z. B. unklar, warum während Lillis Reise keine Zeit vergeht oder im Orient alle Hochdeutsch reden. Dafür begeistert Alina Freund mit ihrer unbeschwerten Art in der Rolle der frechen Hexe. Auch der drollige Drache Hektor sorgt für einige Lacher - ohne den nervtötenden Dialekt von Michael Mittermeier wäre er jedoch noch witziger.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

I

I Killed My Mother Kanada 2009, R: Xavier Dolan-Tadros, D: Anne Dorval, Francois Arnaud

„In seiner Fantasie ist sie längst tot. Doch in Wahrheit muss er sich jeden Tag mit ihr herumschlagen. „Ich habe 100 Leute lieber als sie“, behauptet Hubert, der niemanden so sehr verachtet wie seine Mutter. „I Killed My Mother“ bilanziert die Geschichte einer enttäuschten Liebe, so direkt und unerbittlich, dass Eltern pubertierender Kinder den Film kaum ertragen werden. Xavier Dolan war erst 17 Jahre alt, als er das Drehbuch schrieb, das er zwei Jahre später mit sich selbst in der Hauptrolle verfilmt hat. Dennoch ist sein Film keine einseitige Anklage gegen die bornierte Welt der Erwachsenen. Dolan ist es trotz der jugendlichen Perspektive gelungen, beide Seiten dieses zerrütteten Verhältnisses zu zeigen und die Gefühle aller Beteiligten gleichermaßen zu respektieren.“ (Cinema) HH, KI

Immer Drama um Tamara Großbritannien 2010, R: Stephen Frears, D: Gemma Arterton, Roger Allam

„„Immer Drama um Tamara“ wirkt so, als habe man die Zeitschrift „LandLust“ verfilmt, mit der Betonung auf „Lust“, und dabei einigen bösen britischen Humor beigemischt. Regisseur Stephen Frears (“Gefährliche Liebschaften“) erzählt in seiner bukolisch-erotischen Komödie, wie in der englischen Grafschaft Dorset treulose Schriftsteller, pubertierende Teenager und eifersüchtige Popstars plötzlich nicht mehr wissen, wohin mit ihren Begierden. Gemma Arterton spielt eine schöne junge Frau, die aus London in ihr Heimatdorf zurückkehrt und dort große sexuelle Verwirrung stiftet. Frears verlegt das urbane Genre des Liebesreigens in die Provinz und inszeniert eine Salonkomödie unter freiem Himmel, die sich an allem erfreut, was schmutzig ist.“ (Der Spiegel) HH, LG

In der Welt habt ihr Angst Deutschland 2011, R: Hans W. Geißendörfer, D: Anna Maria Mühe, Max von Thun

„Im beschaulichen Bamberg misslingt dem Junkie-Pärchen Eva und Jo ein Raubüberfall, bei dem der Ladenbesitzer ums Leben und Jo in den Knast kommt. Schwanger, auf Entzug und zu allem entschlossen, um mit ihrer großen Liebe doch noch nach Neuseeland zu flüchten, entwickelt sich Eva zur tickenden Zeitbombe und Bedrohung für das geregelte Leben ihres Vaters, ihres Ex-Freundes und für die Geiseln, die sie gefangen hält. Regisseur und Autor Hans W. Geißendörfer wagt eine mutige Melange aus Tragödie, Liebesfilm und Drogengeschichte, die den Zuschauer zu fesseln vermag, ihm aber mit überraschenden Wendungen und existentiellen Thematiken auch viel abverlangt. Mal authentisch, mal romantisch, dann wieder knallhart und bis an die Schmerzgrenzen konsequent - eine ungewöhnliche Herausforderung.“ (fbw) H, HB, HH

Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz

“Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) HH

J

Jack in Love USA 2010, R: Philip Seymour Hoffman, D: Philip Seymour Hoffman, Amy Ryan

„Vier unauffällige Menschen, eine Liebe, die entsteht, und eine, die vergeht. Das Regiedebüt von Oscarpreisträger Philipp Seymour Hoffman ist ein langsames, sorgfältig inszeniertes Kammerspiel, dem man seine Herkunft von der Bühne deutlich ansieht. Unaufgeregtes, unaufregendes, aber streckenweise schönes Schauspielerkino.“ (tip) BS, H, HB, HH, KI Justin Bieber - Never Say Never USA 2011, R: Jon Chu

„Justin-Bieber-Fans werden diesen Film lieben, denn so haben sie ihr Idol noch nie gesehen. Der Konzertfilm zeigt den 16-jährigen Teeniestar auf der Bühne des New Yorker Madison Square Gardens, blickt hinter die Kulissen des Touralltags und begleitet ihn in seine kanadische Heimat. Private Videoaufnahmen zeigen den fünfjährigen Justin beim Trommeln in Mamis Küche und als Straßenmusiker - der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die mit selbstgedrehten YouTube-Videos ihren ersten Höhepunkt erreichte. Dass der von kreischenden Teenagern vergötterte Popstar ein ganz normaler Junge geblieben ist, könnte man nach diesem Film fast glauben.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

K

Kick Off Kirkuk Irak 2009, R: Shawkat Amin Korki

„Das zerstörte Fußballstadion in der nordirakischen Stadt Kirkuk ist zum Zufluchtsort für zahlreiche Flüchtlinge geworden. Während die Menschen damit rechnen müssen, aus der staubigen Ruine vertrieben zu werden, versuchen sie, ein Fußballturnier auf die Beine zu stellen. Der kurdische Regisseur Shawkat Amin Korki hat seinen kunstvoll gestalteten Spielfilm an Originalschauplätzen mit Laien realisiert.“ (Cinema) HH

Die Kinder von Paris Frankreich 2010, R: Roseyln Bosch, D: Jean Reno, Mélanie Laurent

„„Die Kinder von Paris“ erzählt eine beschämende und lange verdrängte Episode der jüngeren französischen Geschichte zum ersten Mal im Kino: die große Razzia, in deren Verlauf am 16. Juli 1942 über 13 000 staatenlose und ausländische Juden in der Hauptstadt und ihren Vororten von französischen Polizeikräften verhaftet wurden. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Rose Bosch, selbst keine Jüdin, hält sich sorgfältig an die historischen Fakten; ihre Filmfiguren haben alle historische Vorbilder. In eindringlichen Bildern dokumentiert Bosch die Brutalität der Ordnungskräfte, aber auch und vor allem nachgewiesene kleine Heldentaten an Zivilcourage. Aber sie sind vergebens: Alle 4051 an jenem Julitag verschleppten Kinder kamen ums Leben.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI

Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier

“Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) BS, H, HH

Kokowääh Deutschland 2011, R: Til Schweiger, d: Til Schweiger, Emma Tiger Schweiger

„In seiner neuen Komödie nach „Zweiohrküken“ muss sich Til Schweiger als überforderter Hallodri über Nacht mit den Freuden des Vaterseins herumschlagen. Und das ausgerechnet mit seiner eigenen achtjährigen Tochter Emma Tiger. Anders als in seinen Kinohits „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ lässt es der 47-Jährige in der Tradition seiner Tragikomödie „Barfuss“ deutlich erwachsener angehen. Zoten oder Schenkelklopfer wie zuletzt in „Zweiohrküken“ sucht man hier vergebens - auch wenn eingestreute Gags, wie eine Maulsperre in Tristans Praxis, das Zwerchfell gehörig reizen. Ansonsten konzentriert sich Produzent, Co-Autor und Regisseur Schweiger aber auf sensible Art und Weise auf die Beziehung zweier Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Konferenz der Tiere Deutschland 2010, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe

„Neue Filmadaption von Kästners klassischem Kinderbuch, in der die Tiere sich zum Kampf gegen die Vernichtung ihrer Lebensräume zusammentun und bis zur UN nach New York ziehen. Putziger und kindgerechter Öko-Agitprop in moderner 3D-Animation.“ (tip) FL, HB, HH, KI

Der Kongreß tanzt Deutschland 1931, R: Eric Charell, D: Lilian Harvey, Willy Fritsch

„Während des Wiener Kongresses 1814/15 erlebt eine hübsche junge Handschuhmacherin eine märchenhafte Romanze mit dem Zaren Alexander I. Ein einst berühmtes musikalisches Lustspiel, heute nur noch von historischem Reiz für Freunde des Revuefilms.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

L

Das Labyrinth der Wörter Frankreich 2010, R: Jean Becker, D: Gérard Depardieu, Gisèle Casadesus

„Gérard Depardieu spielt einen gutmütigen Schrat im Blaumann, den alle so lange für einen Trottel halten, bis eine kluge alte Dame ihm das Lesen sowie die Literatur nahebringt - und er eine patente junge Busfahrerin als Liebhaberin gewinnt. Der 1938 geborene Regisseur Jean Becker (“Ein mörderischer Sommer“) macht hier aus einer schlichten Romanvorlage ein Fest der französischen Lebensart, bei dem die Weintrinker am Bistrotisch derb und besonders herzensgut sind, das Liebesleben der Schankwirtin gern vom halben Dorf miterlitten wird und die Natur stets eine Augenweide ist. Eine charmante und nur manchmal überkandidelte Kleine-Leute-Komödie.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, LG, OL

La Danse - Das Ballett der Pariser Oper Frankreich/USA 2009, R: Frederick Wiseman

„Frederick Wiseman bleibt sich treu: Wie die meisten seiner Filme ist auch „La Danse - Le Ballet de l‘Opéra de Paris“ eine Dokumentation über eine Institution. Kommentarlos sieht er zweieinhalb Stunden lang den Tänzern und Choreografen bei ihrer Arbeit zu, dazwischen gibt es kurze Einblicke in die Kantine, in Werkstätten, in Businessmeetings. Dabei arbeitet er heraus, wie diese Institution funktioniert und wie die Protagonisten in ihren Handlungen davon geprägt werden.“ (tip) BS, HH, KI

Le Premier Venu Frankreich / Belgien 2008, R: Jacques Doillon, D: Clémentine Beaugrand, Gérald Thomassin / Originalfassung mit Untertiteln

„Zwei banale Provinztypen. Der eine ist etwas roher, sprunghafter, ungeduldiger. Der andere denkt auch mal zwei Züge voraus. Der erste wird kriminell, der zweite landet bei der Polizei. Eigentlich unterscheidet sie nichts als das Gesetz. Bis die Geheimwaffe des französischen Kinos auftaucht: die geheimnisvolle Frau - bindungslos, klassenlos und frei im doppelten Sinne. Sie kann machen was sie will, aber irgendwie ist sie auch zu haben. Oder auch nicht.Jacques Doillon ist so was wie eine Rohmer-Miniatur ohne Paris, Cafés und Hochkultur gelungen: Auch der kleine Mann von der Atlantikküste kann bis zum Anschlag crazy, verwirrt und verbraten sein, komplex und verknallt wie zehn Jahrgänge Lyzeumsschülerinnen.“(taz) H

Das letzte Kino der Welt Argentinien 1998, R: Alejandro Agresti, D: Angelina Molina, Jean Rochefort / Originalfassung mit Untertiteln

“‘Das letzte Kino der Welt‘ liegt, wen wundert‘s, in den siebziger Jahren im fernsten Zipfel Patagoniens: Wenn die Filmkopien dort ankommen, sind sie schon arg abgenudelt, finden jedoch ein begeistertes Publikum, weil man noch kein Fernsehen kennt, vielmehr an einem dorfeigenen Film bastelt. Und weil ein gut gelauntes Geschick sowohl die schöne Spanierin Angela Molina als auch den französischen Altstar Jean Rochefort in die feuerländische Pampa verschlägt, kommt dabei eine bizarre Film-im-Film-Verrücktheit heraus. Der argentinische Regisseur Alejandro Agresti hat mit dergleichen surrealen Stücken internationalen Erfolg gehabt; in deutschen Kinos ist sein ,letztes‘ das erste.“ (Der Spiegel) HH

Das Lied in mir Deutschland 2010, R: Florian Micoud Cossen, D: Jessica Schwarz, Michael Gwisdek

„Maria lebte viele Jahre bei ihren Eltern in Deutschland und hat dort ein soweit normales Leben geführt. Jedenfalls bis zu dem Tag, als sie beschliesst, nach Chile zu fliegen. Als sie nämlich in Buenos Aires einen kurzen Zwischenstopp einlegen muss und im Wartesaal auf ihren Anschlusszug wartet, hört sie ein spanisches Kinderlied. Selbst wenn sie - soweit sie sich erinnern kann - noch nie in Buenos Aires war und auch kein Spanisch kann, kommt ihr das Lied bekannt vor, zu bekannt, und sie bricht überwältigt vom Verdacht, der in ihr hochkommt, weinend im Wartesaal zusammen. Das Lied in Mir ist ein eindrücklicher Debutfilm geworden, der sehr feinfühlig und detailverliebt inszeniert ist und als Gesamtwerk auch gut funktioniert. Dies, die dramatische Geschichte sowie eine geniale Hauptdarstellerin machen den Film sehenswert.“ (outnow) BS, H, HB, HH, KI, LG

Love and other Drugs – Nebenwirkung inklusive USA 2010, R: Edward Zwick, D: Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway

„Ein aalglatter Vertreter der Pharmaindustrie und eine junge Frau, die an Parkinson im Frühstadium leidet, beginnen eine Affäre. Trotz der festen Absicht, die Liaison im Unverbindlichen zu belassen, erwächst daraus bald mehr. Zwischen einer Satire auf die Pharmaindustrie, flotter Erotik-Farce, spätpubertärer Klamotte und sentimentalem Melodram schwankender Film, dessen unstimmige Handlungsfäden nur mühsam zusammengehalten werden und mitunter so wenig zusammenpassen wie die Protagonisten, deren Liaison unglaubwürdig wirkt.“ (filmdienst) H, HB

M

Max Frisch, Citoyen Schweiz 2008, R: Matthias von Gunten

“Seit der französischen Revolution gibt es den „Citoyen“, den mündigen Bürger, der sich einmischt in die Politik. Einer wie Max Frisch: Schweizer, Architekt, Schriftsteller, Intellektueller. Seinen Lebensspuren und - faszinierender noch - seiner Art zu denken, widmet der Basler Filmemacher Matthias von Gunten ein außerordentlich gelungenes Porträt, das sogar den Bogen zur intellektuellen Krise der Linken von heute schlägt.“ (tip) HB

Meine erfundene Frau USA 2011, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Jennifer Aniston

„Ein Schönheitschirurg verstrickt sich bei der Eroberung seiner vermeintlichen großen Liebe in ein Lügennetz, aus dem ihm seine Kollegin (Jennifer Aniston) als gespielte Ex-Frau heraushelfen soll. Adam-Sandler-Komödie nach bekannter Bauweise aus gröberen Gags und Familien- und Romantikduseleien - und doch graduell lustiger als gewohnt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

N

Die Nibelungen - Teil 1 Deutschland 1922, R: Fritz Lang, D: Margarete Schön, Paul Richter

“Das monumentale Stummfilmwerk verarbeitet das bekannte vorchristliche Heldenepos. Obwohl die Großproduktion als Export- und Repräsentationsobjekt „deutscher Kultur“ gedacht war, schuf Lang kein nationalistisches Heldendenkmal, sondern inszenierte ein düsteres, konsequent stilisiertes Fresko des schicksalhaft sich vollziehenden Untergangs, in dem nicht Liebe und Treue, sondern Haß und Rache die Triebfedern der Handlung sind. Im ersten Teil „Siegfried“ dominieren statuarische Starre und dekoratives Pathos. Vollständig in künstlichen Dekorationen entstanden, erreicht der Film ein Höchstmaß an optischer Strenge und suggestiver Raumwirkung.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

O

Offside Iran 2006, R: Jafar Panahi, D: Safar Samandar, Shayesleh Irani

“Halbdokumentarisch am Rand eines Länderspiels der iranischen Nationalmannschaft in Teheran gedreht, erzählt „Offside“ mit bitterem Humor von einer kleinen Gruppe von Frauen, die bei ihren Versuchen, sich unerkannt unter die Männer zu mischen und so ins Stadion zu gelangen, erwischt wird. Die weiblichen Fans werden hinter einer Absperrung festgehalten, bewacht von jungen Soldaten, die selbst lieber dem Spiel zusehen würden. Die besonderen Abseitsregeln werden zu einer Metapher für die politische Situation im Iran, in dem eine vielfältige Zivilgesellschaft von den islamistischen Machthabern ins Abseits gestellt wurde.“ (tip) HH

127 Hours USA/Großbritannien 2010, R: Danny Boyle, D: James Franco, Amber Tamblyn

„James Franco spielt einen leicht autistischen Freestyle-Bergsteiger, der ohne Aussicht auf Rettung in einer Felsspalte eingeklemmt ist. Boyles Inszenierung komprimiert die 127 Stunden dauernde hoffnungslose Situation auf 93 intensive Minuten, die von zahlreichen filmischen Einfällen, Einschüben, Rückblicken und der beeindrukkenden Darstellung von James Franco geprägt sind.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

P

Pina – tanzt, tanzt sonst sind wir verloren Deutschland 2010, R: Wim Wenders

„Vor ihrem Tod im Juni 2009 hatte die große Tanztheater-Macherin Pina Bausch zusammen mit dem Regisseur Wim Wenders ein Projekt geplant, gefilmt mit den neuesten Finessen der 3-D-Technik. Nun hat sich, aus der Trauerarbeit des Wuppertaler Ensembles heraus, die Unternehmung in eine Hommage verwandelt, wie sie sich reicher und bewegender nicht denken ließe. Wenders hat seine ganze technische Virtuosität eingesetzt, um auf der Leinwand eine leuchtende Schönheit und Fülle zu entfalten. Er fügt vier theatralische Hauptszenen (aus drei frühen und einer späten Bausch-Choreografie) mit Zitaten aus Bausch-Interviews und frühen Schwarzweißfilmen, mit Tänzerporträts und Stadtbildern zu einer mitreißend beschwingten Collage zusammen: Die schwerelose 3-D-Kamera fliegt mit der Schwebebahn über sommerlich heitere Plätze - ganz Wuppertal scheint zu tanzen.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HH, HL, KI, OS

Plug & Pray Deutschland 2010, R: Jens Schanze

“Wenn Ethik zur Marginalie verkümmert, wird Forschung gefährlich. Kritische Reflektionen des KI-Pioniers Joseph Weizenbaum führen durch die spannende Dokumentation. Sie ist nicht nur eine Hommage an den 2008 verstorbenen MIT-Professor, sondern zeigt auch, unter welchen Prämissen derzeit weltweit an Robotik und Nanotechnologie geforscht wird.“ (tip) H

Poll Deutschland 2010, R: Chris Kraus, D: Paula Beer, Edgar Selge

„„Poll“ ist im neuen Film des melodramatisch begabten deutschen Regisseurs Chris Kraus (“Vier Minuten“) der Name eines Gutshauses am estländischen Ostseestrand. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs schießen hier russische Soldaten auf Anarchisten, während ein leicht diabolischer deutscher Gutsherr (Edgar Selge) seine junge zweite Gattin (Jeanette Hain) mit seinen Obsessionen ebenso drangsaliert wie eine süße Tochter aus erster Ehe (Paula Beer), die gerade aus Berlin zu ihm gezogen ist. Das Mädchen gerät bald in eine Grusel- und Herz-Schmerz-Geschichte, die der Regisseur aus autobiografischen Berichten der 1988 gestorbenen Dichterin Oda Schaefer destilliert hat: ein Film mit Mut zum Action-Bombast, der ihm aber hinreißende Momente wie aus dem klassischen amerikanischen Western beschert.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL

R

Rapunzel: Neu verföhnt USA 2010, R: Nathan Greno & Byron Howard

„Anders als der Trailer vermuten lässt, ist „Rapunzel - Neu verföhnt“ kein freches Trickabenteuer à la „Küss den Frosch“ oder ein Anarchospaß wie „Shrek“ geworden. Stattdessen setzen die Regisseure Nathan Greno und Byron Howard (“Bolt - Ein Hund für alle Fälle“) auf klassische Disney-Motive wie einen drolligen Sidekick - in diesem Fall das Chamäleon Pascal - und eine liebevoll erzählte, aber überraschend unoriginelle Lovestory. Dafür peppen sie ihr märchenhaft schön animiertes 3D-Märchen mit rasanten, kindgerechten Actionsequenzen auf, in denen Rapunzels Mähne das Wort „haarig“ ganz neu definiert.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Russland – Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane Deutschland/Russland 2010, R: Jörn Röver

„Ein visuell atemberaubender Dokumentarfilm über Flora und Fauna sowie imposante Naturschauspiele in Russland, der von der Halbinsel Kamtschatka bis in den Kaukasus führt. Die Kinoversion einer sechsteiligen Fernsehserie vermittelt mit technisch brillanten Bildern dramaturgisch geschickt gestaltete Einblicke, krankt jedoch an einem substanzlosen, die Tiere vermenschlichenden Kommentar sowie an der allzu hymnischen Musik.“ (filmdienst) H, HH

S

Sammys Abenteuer : Die Suche nach der geheimen Passage Belgien 2010, R: Ben Stassen

„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit diesem Film um die Abenteuer einer kleinen Wasserschildkröte bereits seinen zweiten 3-D-Animationsfilm vor – und zeigt einmal mehr, wie sehr sich diese dreidimensionale digitale Tricktechnik dafür eignet, um in die Natur einzutauchen und fremde Lebensräume zu erkunden. Erzählerisch mag die unterhaltsame, aber allzu heiter-harmlose Geschichte von einer langen Reise, die die kleine Schildkröte Sammy unternimmt, um eine liebe Freundin wiederzufinden, nicht allzu originell sein, jedoch werden kleine Kinofans an den gelungenen Bildwelten ihre Freude haben, die diese filmische Weltreise zu Wasser erkundet.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, OS, SN

Satte Farben vor schwarz Deutschland/Schweiz 2009, R: Sophie Heldman, D: Senta Berger, Bruno Ganz

„Zwischen einem seit Jahrzehnten glücklich verheirateten Ehepaar tun sich Gräben auf, als die Frau herausfindet, dass sich ihr an Krebs erkrankter Mann heimlich eine Zweitwohnung gemietet hat. Drama um ein gutsituiertes Paar, das sich nach einem ausgefüllten, materiell sorgenfreien Leben mit dem Tod auseinander setzen muss. Der Film besticht durch das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller, blendet aber die schmerzhaften Untiefen seines Themas weitgehend aus und konfrontiert allzu unvermittelt mit einem fragwürdigen Schluss.“ (filmdienst) H, HB, OS

Schnupfen im Kopf Deutschland/Ungarn 2010, R: Gamma Bak

“Dokumentarfilm, in dem die Filmemacherin Gamma Bak sich mit ihrer eigenen psychischen Erkrankung auseinander setzt. Der Film montiert achronologisch, über mehrere Jahre hin protokollierte Selbtsaussagen der Regisseurin, Gespräche mit Menschen und auch Ausschnitte aus Filmen, die vor Ausbruch der Krankheit entstanden, mit schonungslos offenen Bildern zu einem beeindruckenden Dokument ihrer psychotischen Störung, wobei die Inszenierung gänzlich unlarmoyant Einblicke in ein oft tabuisierte Thema gewährt.“ (filmdienst) H

Das Schweigen Schweden 1963, R;: Ingmar Bergman, D: Ingrid Thulin, Gunnle Lindblom

“Die in einem gottverlassenen, artifiziellen Niemandsland angesiedelte Parabel gibt in ihrer Symbolfülle Raum für unterschiedliche Deutungen und gehört zu den radikalsten Werken von Bergman. Aufgrund seiner Anfang der sechziger Jahre als provokativ empfundenen Darstellung von Sexualität in einigen europäischen Ländern beschlagnahmt bzw. zensiert.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Serengeti Deutschland 2010, R: Reinhard Radke

Mit einer atemberaubenden Bildgewalt fängt dieser Film eines der gewaltigsten Naturschauspiele in einer noch weitgehend in ihrem Urzustand belassenen Landschaften der Erde ein: die zyklischen Wanderungen der Gnus, Zebras und Antilopen durch die Serengeti, Massai Mara und Ngorongoro. 50 Jahre nach Bernhard Grzimeks oscargekröntem Naturfilm „Serengeti darf nicht sterben“ zeigt Reinhard Radke, wie sehr diese afrikanische Landschaft immer noch von Leben brodelt. Dabei zeigt der Film allerdings alles andere als eine Idylle.Man spürt die Liebe des Regisseurs zu den Tieren und der Natur - aber man spürt ebenfalls, dass es eine wissende Liebe ist, die nicht verniedlicht, sondern immer auch die Gnadenlosigkeit zeigt, mit der in der Natur die Stärksten sich durchsetzen. (hip) BS, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS

7 oder Warum ich auf der Welt bin Deutschland 2010, R: Antje Starost & Hans Helmut Grotjahn

Ein Film, dem es gelungen ist, das Denken von Kindern zu visualisieren. Ein Film, in dem sieben Kinder im Spiel und mit tiefer Ernsthaftigkeit verblüffende Antworten auf die existenziellen Fragen des Lebens geben. Ein Film, der durch die Behutsamkeit und den Respekt der Filmemacher eine große Nähe zu diesen Kindern aus verschiedenen Ländern ermöglicht. Sie zeigen uns den Reichtum und die Zerbrechlichkeit ihrer Welt, die auch die unsere ist. Die Sensibilität im Umgang mit den Kindern entspricht der stilistischen Finesse von Kamera, Ton und Schnitt.“ (Juryberündung Filmfest Biberach) H

So weit und groß - Die Natur des Otto Modersohn Deutschland 2010, R: Carlo Modersohn

““So weit und groß“ erzählt die Lebensgeschichte des Malers Otto Modersohn. Der Dokumentarfilm verzichtet vollständig auf moderne Quellen sondern verwendet zeitgenössische Filme, Fotografien, Reproduktionen von Gemälden, Zeichnungen und Schriftdokumente. Die Texte entstammen Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Texten von Otto Modersohn selbst, Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke.“ (Bremer Filmkunst Theater) HB, HH

Die Superbullen Deutschland 2010, R: Gernot Roll, D: Axel Stein, Thomas Heinze

„Knapp eine Million Menschen sahen die Komödie „Voll Normaaal“ im Kino, gut zweieinhalb Millionen die Fortsetzung „Ballermann 6“. Ein Riesenerfolg. Dennoch ließ sich Comedian Tom Gerhardt dreizehn Jahre Zeit, bis er jetzt mit „Die Superbullen“ seinen Anhängern eine weitere Folge vorsetzt. Möglicherweise hat Gerhardt die Zeichen der Zeit erkannt und steuert deswegen mit „Die Superbullen“ jetzt einen etwas höheren Kurs. So ganz ohne Kotz- und Furzszenen geht es zwar auch hier nicht. Aber die Ekelabteilung hält sich im Vergleich erstaunlich zurück. Tatsächlich erzählt die Polizeikomödie so etwas wie eine Story und reiht nicht nur einen Schockgag an den anderen.“ (Cinema) H

T

The Kids Are All Right USA 2010, R: Lisa Cholodenko, D: Julianne Moore, Annette Bening

„Ein lesbisches Paar, das gemeinsam zwei Kinder großzieht, gerät in eine Krise, als die Tochter nach ihrem 18. Geburtstag von ihrem Recht Gebrauch macht, ihren biologischen Vater kennen zu lernen. Dessen Eindringen ins Leben der Familie bringt schlummernde Konflikte an die Oberfläche. Mit Sinn für Situationskomik und spitzem Wortwitz lässt die erfrischende und zugleich berührende Familien- und Liebeskomödie die teils paradoxen, stets aber menschlich glaubwürdigen Sehnsüchte und Bedürfnisse der Beteiligten aufeinander prallen. Vorzüglich gespielt, thematisiert der Film dabei ebenso unterhaltsam wie klug gutbürgerliche und „alternative“ Lebensmodelle.“ (filmdienst) KI, OS

The King‘s Speech Großbritannien/Australien 2010, R: Tom Hooper, D: Colin Firth, Geoffrey Rush

„Charles war nicht der erste Prince of Wales, dessen Liebesleben einen Skandal auslöste. Schon sein Vorgänger David sorgte durch die unstandesgemäße Affäre mit einer verheirateten US-Amerikanerin für Aufsehen. Regisseur Tom Hooper (“Elizabeth I.“) streift diese historische Episode nur am Rande. Sein Interesse gilt dem jüngeren Bruder des adligen Schürzenjägers: Albert, Duke of York. Nach der Abdankung seines Bruders ist er gezwungen, den Thron zu besteigen - eine schreckliche Vorstellung für den sensiblen und schüchternen Königssohn. Denn „Bertie“ leidet seit seiner Kindheit unter extremem Stottern. Kaum vorstellbar, dass er in der Lage wäre, einem aufstrebenden, rhetorisch begabten Diktator wie Adolf Hitler Paroli zu bieten. Hoopers Film basiert im Wesentlichen auf den Tagebuchnotizen des kauzigen Sprachtherapeuten Lionel Logue, der mit unorthodoxen Methoden die Sprachblockaden des späteren Regenten behandelte. „The King‘s Speech“ ist grandioses Schauspielerkino, pointiert und geistreich inszeniert - und ein wunderbares Beispiel dafür, dass es im Leben allein darauf ankommt, seiner inneren Stimme zu folgen. Selbst dann, wenn man vor Aufregung keinen Ton herausbringt.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Tron: Legacy USA 2010, R: Joseph Kosinski, D: Jeff Bridges, Garrett Hedlund

„Durch den Hilferuf seines verschollenen Vaters alarmiert, begibt sich ein begabter junger Hacker in einer virtuelle Welt. Dort treibt ein finsterer junger Doppelgänger des Vaters sein mörderisches Unwesen und trägt sich mit Eroberungsambitionen, die sich auch auf die reale Welt erstrekken. Weitgehend unterhaltsamer, flüssig inszenierter Actionfilm, der als zitatenreiches Potpourri visueller Einfälle mit einem mitreißenden Soundtrack punktet. Ansonsten offenbart sich hinter den aufwändigen, aber eher bescheidenen 3D-Effekten eine Geschichte, die angesichts der Sterilität der Figurenbeziehungen und der Einfallslosigkeit gegenüber dem Vorgängerfilm von 1981 nur wenig zu erzählen hat.“ (filmdienst) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

True Grit USA 2010, R: Ethan Coen, Joel Coen Buch: Ethan & Joel Coen, D: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld

„Dieser phänomenal lustige Edelwestern der US-amerikanischen Filmemacher Joel und Ethan Coen erzählt die Geschichte eines 14-jährigen Farmermädchens, das den Tod des Vaters rächen will. Die Kinderdarstellerin Hailee Steinfeld verkörpert dieses Mädchen mit störrischem Ernst und herzerweichendem Blick. Jeff Bridges und Matt Damon spielen zwei zwielichtige Männer des Gesetzes, die mit der jungen Rächerin auf Mörderjagd in die Prärie reiten. „True Grit“ (nach dem Roman von Charles Portis) ist die Neuauflage eines ziemlich stumpfen John-Wayne-Films aus dem Jahr 1969. Bei den Coens aber ist der Wilde Westen so anheimelnd fotografiert wie eine Whiskey-Reklame, und die Pointen und Brutalitäten werden charmant abgefeuert. Auch für Genre-Fans gibt es nichts zu meckern.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Tucker & Dale vs. Evil Kanada 2010, R: Eli Craig, D: Tyler Labine, Alan Tudyk

„Eine Gruppe Teenager trifft beim Campen im Wald auf zwei tölpelhafte Hinterwäldler. Angeheizt durch diverse Horrorfilme, fühlt sich die Gruppe alsbald von den eigentlich völlig harmlosen Hinterwäldlern bedroht und will sich zur Wehr setzen, was in eine Reihe blutiger Unfälle und Missverständnisse mündet. Aus Vorurteilen und Kommunikationspannen entwickelt der Film eine ebenso drastische wie witzige Genre-Parodie, die ihre Vorbilder gekonnt gegen den Strich bürstet und mit einem sympathischen Komiker-Paar in den Hauptrollen glänzt.“ (filmdienst) H, HH, LG

V

Vergewaltigt hinter Gittern (Jackson County Jail) USA 1976, R: Michael Miller, D: Yvette Mimieux, Tommy Lee Jones

„Eine von jugendlichen Anhaltern beraubte junge Frau wird zur Feststellung ihrer Personalien inhaftiert und von einem Hilfssheriff vergewaltigt. Sie erschlägt ihn und versucht, mit einem ebenfalls eingesperrten Gewaltverbrecher unterzutauchen. Streckenweise reißerischer Kriminalfilm mit überzeugender Gestaltung der Hauptrollen. Manchmal allzu konstruiert, aber sehr spannend inszeniert, illustriert er die stufenweise Steigerung der Gewalt in einer immer unmenschlicher und korrupter werdenden Gesellschaft.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Victor/Victoria USA/Großbritannien 1982, R: Blake Edwards, D: Julie Andrews, James Garner

“Eine erfolglose Sängerin gibt vor, ein Mann zu sein, der vorgibt, eine Frau zu sein, und macht damit in Paris Karriere als Nachtclub-Star. Mit Hilfe eines Freundes bringt sie selbst ihre kriselnde Liebesbeziehung in Ordnung. Remake eines UFA-Films von 1933. Eine stilsichere, elegante und geistreiche Komödie um Verwirrungen der Liebe und sexuelle Identität. Die romantische Farce lebt von hervorragenden Darstellern, gelungenen Slapstick-Einlagen und einer perfekten Choreografie der Tanz- und Gesangsnummern.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Von Menschen und Göttern Frankreich 2010, R: Xavier Beauvois, D: Lambert Wilson, Michael Lonsdale

„Im Jahr 1996 wurden im Altasgebirge in Algerien sieben Trappistenmönche ermordet, was den Islamisten zugeschrieben wurde, die das Land in den 1990er-Jahren mit fundamentalistischem Terror überzogen. Spirituelles Drama, das das Leben der Mönche und ihr intensives Ringen darum nachzeichnet, ob sie ihr Kloster aufgeben und fliehen oder aus Solidarität mit den Menschen bleiben und damit ihren Tod riskieren sollen. Obwohl in CinemaScope und mit ästhetischem Gespür gedreht, ordnet sich die Filmsprache dem Rhythmus des klösterlichen Lebens unter, gewinnt dadurch aber den Raum, sich auf die christlich-theologischen Dimensionen der Entscheidungsfindung einzulassen.“ (filmdienst) HH, KI

Vorstadtkrokodile 3 Deutschland 2011, R: Wolfgang Groos, D: Nick Romeo Reimann, Nora Tschirner „Der dritte und abschließende Film um die Ruhrgebietsjugendbande „Vorstadtkrokodile“ erweist sich als veritabler Kinderkrimi, in dem die Helden einen Gefängnisausbruch organisieren müssen. Gradlinig inszeniert, wird unter neuer Regie diesmal auf viele Mätzchen der Vorgänger verzichtet.“ (tip) BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

W

Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn Deutschland 1967, R: Rolf Olsen, D: Erik Schumann, Heinz Reincke

„Ein Lokalreporter deckt das Treiben rauschgiftsüchtiger junger Leute in Hamburg auf. Ein nach einem Journalisten-Tatsachenbericht inszenierter „Sitten-Krimi“ mit allenfalls in Ansätzen angedeuteter Sozialkritik. Plakativ zeichnet er die Hemmungslosigkeit der Jüngeren und die Gewissenlosigkeit der älteren Generation nach, wobei er in einer selbstzweckhaften Mischung von Sex und Verbrechen erstickt.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Woher weißt du, dass es Liebe ist? USA 2010, R: Paul Rudd, Reese Witherspoon

„Woher weißt du, dass es Liebe ist?“ erzählt betulich und umständlich von den amourösen Wirrungen einer jungen Softballspielerin (Reese Witherspoon), die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss (Owen Wilson und Paul Rudd). Die romantische Komödie nimmt nie Fahrt auf, weil Drehbuchautor und Regisseur James L. Brooks (“Besser geht‘s nicht“) sein früher so sicheres Gespür für Timing verloren zu haben scheint und die Szenen ständig überdehnt. Jack Nicholson, der einen windigen Unternehmer spielt, sieht zum ersten Mal auf der Leinwand senil aus, weil die Pointen seiner Dialogsätze kaum einmal richtig zünden.“ (Der Spiegel) H, OS

Y

Yogi Bär USA/Neuseeland 2010, R: Eric Brevig

„Der clevere Bär Yogi lebt zusammen mit seinem Freund Boo Boo glücklich im Jellystone Park. Sein einziges Lebensziel: das Erhaschen lukullischer Genüsse durch das Stehlen der Picknick-Körbe von Besuchern. Doch eines Tages droht die Schließung des Parks durch den Bürgermeister, einem korrupten Fiesling. Yogi, Boo Boo und der Parkranger müssen sich schnell etwas einfallen lassen, um das zu verhindern. Bereits seit den 60er Jahren erfreuen die gezeichneten Abenteuer des Yogi Bär die kindliche Fangemeinde. Nun endlich darf der sympathische Yogi in einem gelungenen Mix aus digitaler Animation und Spielfilm sein Unwesen treiben. Auch die jüngsten Zuschauer werden ihre Freude an den vielen Streichen von Yogi haben, die amüsant in Szene gesetzt werden. Handlung und Sprache sind kindgerecht, die Erwachsenen sind ganz klar den schlauen Bären unterlegen.“ (fbw) H, HB, HH, OL, OS, SN

Z

72 Stunden - The Next Three Days USA 2010, R: Paul Haggis, D: Russell Crowe, Elizabeth Banks

„Thriller um einen von Russell Crowe verkörperten Lehrer, der versucht, seine zu lebenslanger Haft verurteilte Frau aus dem Gefängnis zu befreien. Die Spannung des Films gründet darin, dass hier kein Supermann zu Werke geht, sondern ein eher unbedarfter und nervöser Typ. Da am Ende dann aber doch ein kluger Plan her muss und sich der Lehrer nun plötzlich als geistesgegenwärtiger Stratege erweist, fühlt man sich als Zuschauer ein wenig betrogen.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN