ANSCHAULICHES THEOREM
: Wurstverkäufer

„Grillwalker“, „Grillrunner“ und „Wurstkönig“ Seite an Seite

Ein Theorem des US-Ökonomen Harold Hotelling besagt, dass – Zitat Wikipedia – „… rational handelnde Produzenten versuchen, ihre Produkte so ähnlich wie möglich im Vergleich zu ihren Wettbewerbern zu gestalten“. Eine populäre Veranschaulichung von Hotellings Gesetz ist das Eisverkäufer-am-Strand-Problem: Wenn zwei in Konkurrenz stehende Eisverkäufer sich an einem Strand optimal platzieren sollen, werden sie am Ende Rücken an Rücken in der Strandmitte stehen, sich gegenseitig die Kundschaft wegnehmen und das weiter entfernte Konsumentenpotenzial nicht optimal ausschöpfen.

Eine beeindruckende Demonstration des Eisverkäufer-am-Strand-Problems wurde mir neulich nach einem sehr zufriedenstellenden Kleinstkramelektronikeinkauf (Cinch-auf-kleine-Klinke-Kabel, Ohrstecker und eine Schutztasche für meine Digitalkamera für zusammen 22 Euro) dargeboten. Bloß, dass es sich nicht um Eisverkäufer, sondern um diese mobilen Würstchenstände handelte, bei denen der Grill wie ein bollewarmer Bauchladen vor dem Verkäufer baumelt und dieser anstelle eines Rucksacks einen Regenschirmhalter trägt. Und nicht um einen Strand, sondern um den Alexanderplatz. Und auch nicht um die Mitte des Platzes, sondern um den Ausgangsbereich des Saturn-Ladens an der Südwestflanke – der, in unmittelbarer Nähe zur Tramstation, aber in gebührendem Abstand zur stationären Burger-King-Filiale gelegen, offenbar der optimale Kulminationspunkt für Bratwurstkunden zu sein scheint.

Dort standen also die Angestellten der Triopolisten „Grillwalker“, „Grillrunner“ und „Wurstkönig“ Seite an Seite. Natürlich war auch der Preis bei allen dreien der Gleiche (1,20 Euro), das Produkt ja sowieso. Und so unterschieden sie sich einzig in ihrer Schirm/Jacken/Grill-Farbkombi: orange, rot und gelb-schwarz. MICHAEL BRAKE