UNTERM STRICH

Die schönste und produktivste Form, sich an einen Autor zu erinnern, ist, seine Texte zu lesen. Bei Journalisten, auch bei Kulturjournalisten, ist das mitunter aber schwierig, schließlich ist nichts älter als die Zeitung von gestern und auch der beste Zeitungstext bald erst einmal Altpapier. Es gibt nun aber eine gute Möglichkeit, sich gut und produktiv an den am 12. Mai gestorbenen Filmkritiker Michael Althen zu erinnern. Im Internet wurde jetzt die Homepage www.michaelalthen.de freigeschaltet. Sie soll nahezu alle Texte enthalten, die Althen veröffentlicht hat – Kritiken, Essays, Porträts, Briefe, Notizen, Gespräche. Die Filmkritiken bilden selbstverständlich den Kern, daneben gibt es aber auch seine Buchbesprechungen, Theaterkritiken und, nicht zuletzt, die Kolumnen und Glossen. Zurückhaltend gemacht, übersichtlich gestaltet, mit dezenter Verehrung inszeniert: Es ist schön, sich durch dieses feuilletonistische Werk eines der profiliertesten Kulturjournalisten der vergangenen Jahrzehnte jetzt so klicken zu können.

Und noch ein letzter Baustein unserer Theatertreffen-Berichterstattung: Der Alfred-Kerr-Darstellerpreis geht an die Kölner Schauspielerin Lina Beckmann (30). Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung erhält Beckmann für ihre besondere Leistung in zwei vom Schauspiel Köln stammenden Inszenierungen, die beim diesjährigen Berliner Theatertreffen gezeigt wurden: Als Warja in Tschechows „Der Kirschgarten“ (Regie Karin Henkel) und in „Das Werk/Im Bus/Ein Sturz“ von Elfriede Jelinek (Regie Karin Beier). Jurorin war die Schauspielerin Eva Mattes, wie die Berliner Festspiele am Sonntag mitteilten. „Lina Beckmann ist mir nahegerückt durch ihr Spiel und hat mich das ganze Theatertreffen hindurch begleitet“, wird Mattes zitiert. „Sie hat mich nicht mehr losgelassen, und bei all meiner Liebe zu den anderen hoffnungsvollen Begabungen, ließ sie sich nicht verdrängen. She’s a natural woman und sie beherrscht die Bühne.“ Die in Hagen geborene Beckmann studierte an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Nach Engagements in Bochum und Zürich gehört sie seit 2007 zum Ensemble des Schauspiels Köln. Der zum 17. Mal verliehene Alfred-Kerr-Darstellerpreis wurde 1991 von der Familie Kerr und der Pressestiftung Tagesspiegel gestiftet. Mit dem Preis wird die herausragende Leistung eines Nachwuchsschauspielers ausgezeichnet, der in einer der zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen mitwirkt. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Johanna Wokalek, August Diehl, Fritzi Haberlandt und Devid Striesow.