Selbst ist der Mann

KOMÖDIE Hollywoodstar Tom Hanks inszeniert in „Larry Crowne“ Zwangsoptimismus mit Charme

Dem Schiffsmann hilft Gott, aber rudern muss er selber, lautet ein altes Sprichwort. Larry Crowne (Tom Hanks) war einst in der Marine und hat das offensichtlich verinnerlicht. Obwohl er die See schon lange aufgegeben hat, ist „Hilf dir selbst!“ sein erster Einfall, als er, mittlerweile in seinen Fünfzigern, zu Beginn des Films entlassen wird. Und weil der Rausschmiss damit begründet wird, dass er keine College-Ausbildung hat, macht Larry sich flugs daran, selbige nachzuholen. Eine gute Gelegenheit, um weitere Selbsthilfesprüche in die Tat umzusetzen: Jeder kann es schaffen– schnell findet sich Larry in einer Klasse wieder, die aus liebenswerten Sonderlingen besteht, die es, jeder auf seine Weise, zum Abschluss bringen. Mancher Verzicht kommt einem großen Gewinn gleich – Larry tauscht seinen SUV gegen einen Roller und ist glücklich über die neue Beweglichkeit. Man ist nur so alt, wie man sich fühlt: Von seiner jungen, attraktiven Kommilitonin Talia (Gugu Mbatha-Raw) erhält er nicht nur Tipps für den Handygebrauch, sie macht mit ihm ein echtes „Make-over“, eine neue Frisur und den wertvollen Rats, Hemden nicht in die Hose zu stecken, inklusive. Man darf nie aufgeben – es braucht mehrere Versuche, bis Larry seine missmutige Lehrerin, Mercedes Tainot (Julia Roberts), davon überzeugen kann, dass sich wahre Zufriedenheit aus den kleinen Dingen des Lebens speist. Der Eindruck täuscht nicht: Tom Hanks' zweite Kinoregie in über 15 Jahren gleicht über weite Strecken der Verfilmung eines Selbsthilfebuchs.

Aber vielleicht ist dagegen gar nichts zu sagen. Wer ist nicht schon mal in Stunden der Ratlosigkeit dem schnöden Sex-Appeal von Büchern wie „Simplify your life!“ erlegen? Ähnlich mag es Zuschauern mit dem zwangsoptimistischen Charme dieses Films ergehen. Zwar darf man Tom Hanks nicht zu genau ins Gesicht gucken, weil dann eine gewisse faltenlose Maskenhaftigkeit stören könnte. Und man darf auch nicht allzu sehr über die psychologische Stimmigkeit von Julia Roberts' Lehrerfigur nachdenken, die ihren Job hasst, obwohl doch zahlreiche Szenemontagen uns zeigen, wie putzig es zugeht in ihrer Klasse. Dafür kann man aus vollem Herzen genießen, wie George Takei, besser bekannt als Captain Sulu aus „Raumschiff Enterprise“, hier in der Rolle eines steifen Professors komödiantisches Talent entfaltet. Wie heißt es doch so schön: Es ist nie zu spät!

BARBARA SCHWEIZERHOF

■ „Larry Crowne“. Regie: Tom Hanks. Mit Tom Hanks, Julia Roberts u. a. USA 2011, 99 Min.