CHECKPOINT CHARLIE
: Hasselhoffs Jacke

Hasselhoff glaubt, er habe den Kalten Krieg beendet

Der Checkpoint Charlie ist auch nicht mehr das, was er mal war. Vom Grenzübergang mutierte er Anfang der Neunziger zum Museumsstandort, inzwischen ist er berühmt-berüchtigt für seinen überquellenden McDonald’s sowie seine Postkarten- und Sonnenbrillenstände.

Unmassen von Schulklassen drängeln sich an den Kassen, während ihre Lehrer versuchen, die verloren gegangenen Schüler einzusammeln oder den drei Strebern zu erklären, warum der Fall der Mauer relevant für den Rest der Welt war – auch für Bottrop-Kirchhellen. Während ich also zwischen 300 westdeutschen Jugendlichen auf meine abartige Pappbrot/Ehec-Salat/Rinderwahnsinn-Kombination warte, beginne ich mich mit dem Gedanken zu beschäftigen, wie so ein Museum aussehen müsste, um die versammelten Handysüchtigen zu beeindrucken.

Weit komme ich nicht. David Hasselhoff hatte einst die Forderung aufgestellt, seine blinkende Lederjacke auszustellen, da er der festen Überzeugung war, sein Konzert in selbiger Jacke sei verantwortlich für das Ende des Kalten Kriegs. Hatte er etwa nicht 1989 in der Nähe der Mauer gespielt und ebenda seinen Evergreen „I’ve been looking for freedom“ gesungen? Um seiner Forderung mehr Gewicht zu verleihen, schickte er die Jacke postwendend an das Museum. Ausgestellt wurde sie trotzdem nie. Vielleicht würde dieses Relikt von Meister Hasselhoff (welcher selbst ein Relikt ist) für einen kleinen Moment der Aufmerksamkeit im Museum sorgen. So müssen sich die gelangweilten Kids mit Mauerresten, alten Fahnen und Schautafeln begnügen.

Etwas Positives bewirkte die nicht ausgestellte Jacke allerdings doch noch: Die Vorstellung, wie der Gebäudereiniger nachts mit der blinkenden Nietenjacke durch die Ausstellungsräume schlurft und den Boden wischt, sorgt seit Tagen für ein Dauergrinsen auf meinem Gesicht. JURI STERNBURG