FEUER
: Überall brennt’s

Normalerweise hätte ich eine Ohrfeige kassieren müssen

„Darf ich mir am Feuer deiner Augen meine Kippe anzünden?“ Normalerweise hätte ich vollkommen zu Recht eine Ohrfeige kassieren müssen, in Zeiten wie diesen jedoch fand ich einen derartigen Flirtversuch durchaus berechtigt, schließlich ist Feuer das Element der Stunde.

Das Wasser jedenfalls schlägt anscheinend nur noch in weit entfernten Regionen wie Thailand oder Japan zu. Der Wind lässt auch nach: Mein Freund Franz überlebte den sogenannten Jahrhundertsturm in New York ohne irgendwelche nennenswerten Blessuren. Das Einzige, was das Element Erde in diesem Monat an Katastrophen zustande gebracht hat, war ein lustiges Internetvideo, in dem zu sehen ist, wie ein Brautpaar just im Moment der Vermählung von einem Sandsturm heimgesucht wird. RTL war das zwar vier Minuten in den Nachrichten wert, aber die werden ja auch von Katja Burkard moderiert.

Das Feuer hingegen hat einen unglaublichen Auftrieb erlebt. In Frankreich zündete sich eine Lehrerin auf dem Schulhof selbst an, weil ihr vorgeworfen wurde, sie würde die Schüler zu streng beurteilen. Ein Mormone aus Berlin gestand, aus Frust 67 Autos angezündet zu haben. Bayern Münchens ewiges Talent Breno (ein gläubiger Christ) zündete seine Villa an und bat die eintreffende Feuerwehr, seine drei mitgeführten Feuerzeuge verschwinden zu lassen. Wenigstens der Berater von Breno hatte eine einleuchtende Erklärung für die Tat seines Schützlings und wartete nicht mit billigen Floskeln wie „berufliche Unzufriedenheit“ oder „soziale Ungerechtigkeit“ auf, ganz im Gegenteil: „Deutschland ist kein einfacher Ort zum Leben, dort gibt es keinen Samba und keine schönen Frauen!“, sagte er. Insofern war es auch nicht weiter dramatisch, dass die junge Dame meinen Zigarettenspruch mit einem mitleidsvollen Lächeln bedachte und von dannen zog.

JURI STERNBURG