UNTERM STRICH

Diesen Mittwoch findet am Münchner Volkstheater die Premiere des papstkritischen Dramas „Der Stellvertreter“ von Ralf Hochhuth, unter der Regie von Christian Stückl, statt. Das Stück erzählt die Geschichte eines jungen Jesuiten, der während der Schoah versucht, Papst Pius XII. aufzurütteln und zu einer öffentlichen Stellungnahme zu bewegen. Stückl, der sowohl Intendant des Münchner Volkstheaters als auch Leiter der Oberammergauer Passionsspiele ist, erklärte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa: „Der junge Mönch setzt all seine Hoffnungen auf den Papst und Rom, und als er schließlich da ist, steht er nur vor verschlossenen Türen. Ich glaube, heute kann eine ganze Generation mit dem Namen Pius XII. schon nichts mehr anfangen.“ Die Uraufführung des Dramas am 20. Februar 1963 im Berliner Theater am Kurfürstendamm löste eine kontroverse Debatte über die Rolle der katholischen Kirche im nationalsozialistischen Deutschen Reich aus. Stückl äußerte sich im Interview zu diesem Problem: „Es gibt in der Kirche sehr viele Momente des Schweigens. Seit ich das Passionsspiel übernommen habe, beschäftige ich mich mit dem Antijudaismus in der katholischen Kirche, den sie über Jahrhunderte gepflegt hat. Dadurch hat sie auch den Boden bereitet für den Antisemitismus Hitlers. Der kam ja nicht aus heiterem Himmel und da hat die Kirche sicher eine Mitschuld. Man hat über Jahrhunderte nicht haltgemacht vor Pogromen, vor Ghettoisierung. Aber ich kann ja in so einem Stück nicht alles, was mich nervt an der Kirche, mitverarbeiten. Darum konzentriere ich mich in diesem Stück auf die Rolle des Mönchs und die Courage dieses jungen Menschen. Es kann nicht nur um Schuldzuweisungen gehen.“