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Der Skandal um Doping im österreichischen Spitzensport nimmt größere Ausmaße an. Nach der Triatlethin Lisa Hütthaler hat mit Bernhard Kohl ein weiterer Topathlet und geständiger Dopingsünder öffentlich über Hintermänner Auskunft gegeben. Der Sieger der Tour-de-France-Bergwertung 2008 gestand bei einer Vernehmung durch die Wiener Staatsanwaltschaft, von seinem ehemaligen Manager Stefan Matschiner seit mehr als drei Jahren regelmäßig mit Epo, Wachstumshormon, Insulin und Testosteron versorgt worden zu sein. Außerdem sei er dreimal bei der Wiener Blutbank „Humanplasma“ gewesen, um Blutdoping vorzunehmen – in Begleitung von Matschiner. Der 33-jährige Sportmanager und ehemalige Leichtathlet wurde am Dienstag von der Wiener „Sonderkommission Doping“ verhaftet. Seinem Anwalt nach gestand Matschiner, an Bluttransfusionen für Kohl beteiligt gewesen zu sein, bestritt jedoch die Weitergabe von Dopingpräparaten. Der Handel mit illegalen Substanzen kann in Österreich mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.

Mit der Verhaftung von Matschiner zeichnet sich immer deutlicher ab, was Dopingexperten schon seit Jahren vermuten: dass die jüngsten Dopingenthüllungen bei weitem keine Einzelfälle sind, sondern vielmehr in Zusammenhang mit einem wohl international operierenden Dopingnetzwerk stehen, dessen Strippenzieher Matschiner gewesen sein soll.

Als ein zentraler Ort des Blutdopings gilt die von Kohl erwähnte Blutbank Humanplasma. Die österreichischen Behörden hatten ihre Ermittlungen gegen das Institut erst vorige Woche eingestellt, die Wiederaufnahme des Verfahrens ist nun sehr wahrscheinlich.

Medizinischer Stützpfeiler des Dopingnetzwerks soll auch der Wiener Kinderarzt Andreas Zoubek sein, der von Hütthaler massiv belastete wurde und Matschiner unter anderem in der Anwendung von Blutdoping geschult habe. In der Triathlon-Szene sollen Zoubeks Machenschaften schon seit Jahren bekannt gewesen sein. So hatte Zoubek den deutschen Spitzentriathleten Normann Stadler 2006 im österreichischen Litschau angesprochen: „Er kam zu mir und fragte mich, ob ich ihn kenne. Er sei Arzt und könne mir helfen“, berichtet Stadler auf einer Internetseite. „Entsetzt“ will er damals den Veranstalter über den Vorfall informiert haben.

Nach Angaben der „Soko Doping“ sind mindestens zwei Dutzend weitere Sportler Kunden der österreichischen Dopingmafia gewesen. Aus ermittlungstechnischen Gründen wurden deren Namen bisher nicht veröffentlicht. TAZ