KABINENPREDIGT VON ANDREAS RÜTTENAUER
: Das Original vom Original

Für Liebhaber und Freunde der unkritischen Betrachtung des Fussballsports gibt es mitten im Lichtenberger Häusermeer ein nagelneues Museum

Es ist einzigartig. Es ist das erste in Deutschland. Es ist in Berlin. Es wäre ein Skandal, wenn es woanders wäre. Seit Samstag gibt es in Berlin ein Deutsches Fußballmuseum. Über einer Gaststätte, leicht zu übersehen, im ersten Stock einer Lichtenberger Wohnmaschine am Anton-Saefkow-Platz wurde ein Ort für Fußballnostalgiker eingerichtet. Auf etwa 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind Videos von unvergesslichen Spielen und Spielern, alte Fußballfotos und jede Menge Kick-Devotionalien ausgestellt, die der Fan, Sammler und Ausstellungsmacher Johann Schlüper zusammengetragen hat. Auch dem Berliner Fußball soll bald eine Ecke gewidmet werden. Noch kann man nicht in der Erinnerung an die Erfolge von Hertha BSC in den 30er-Jahren schwelgen. Kommt bald, sagen die Ausstellungsmacher.

Uralte Plakate, alte Eintrittskarten, original Holzbretter einer original Sitzbank des original Wankdorfstadions von Bern, in dem 1954 das deutsche Fußballwunder geschrieben wurde, sind die Höhepunkte der Ausstellung, die 30.000 Besucher im Jahr anlocken muss, damit sie sich rentiert. Das Berner Finalstadion soll als Modell entstehen. Jeder Besucher kann für 1 Euro ein Teil erwerben und ins Modell setzen. Am Schluss soll dann noch eine Modellstraßenbahn um die Miniarena fahren. „Dann haben die Modeleisenbahnfreunde auch etwas davon“, so Schlüper.

Der Aachener, der schon an 54 Orten Fußballausstellungen organisiert hat, findet es wirklich skandalös, dass das offizielle Museum des Deutschen Fußballbundes nicht in der Hauptstadt entstehen wird. 27 Millionen Euro werden dafür in Dortmund verbaut. Billig war Schlüpers Ausstellung auch nicht. „Allein 100.000 Euro hat all das gekostet, was Sie jetzt hier sehen“, sagt er. Der DFB weiß vom Berliner Fußballmuseum. Dass er es als Konkurrenz zum eigenen Großpropjekt nicht allzu ernst nimmt, wird kaum jemanden verwundern. Noch ist das Fußballmuseum in Berlin das einzige seiner Art. Es wird immer das erste bleibe. Immerhin.