Dortmunder Schachtage: Wladimir Kramniks Rekordsieg

Wladimir Kramnik gewinnt zum neunten Mal die Dortmunder Schachtage und stellt damit eine neue Bestmarke auf. Deutschlands Bester, Arkadij Naiditsch, kann nicht mithalten.

Hat immer noch nicht genug vom Siegen in Dortmund: Wladimir Kramnik. Bild: ap

DORTMUND taz | Der König von Dortmund gibt sich mit dem Fabelrekord nicht zufrieden. Unmittelbar nach seinem neunten Triumph im Schauspielhaus kündigte Wladimir Kramnik an: "Ich habe mir zum Ziel gesetzt, hier zehnmal zu gewinnen!" Der ehemalige Schachweltmeister schlug in der zehnten Runde Lokalmatador Arkadij Naiditsch und deklassierte die Konkurrenz mit 6,5:3,5 Punkten um einen vollen Zähler. Damit belegte der Russe in einem der drei traditionsreichen Top-Turniere so oft wie kein anderer Platz eins.

Bis zum Sonntag hielt sein Landsmann, der zurückgetretene Garri Kasparow, noch gemeinsam mit Kramnik die Bestmarke. Der 46-Jährige hatte im spanischen Linares das "Wimbledon des Schachs" achtmal dominiert. Im holländischen Wijk aan Zee, dem dritten Turnier-Klassiker, gelang derlei bisher keinem.

In seinem "Wohnzimmer" war Kramnik einmal mehr das Maß aller Dinge. Selbst Jungstar Magnus Carlsen konnte den ältesten Teilnehmer im Sechserfeld nicht stoppen. Der 34-Jährige schlug den Norweger in einer spektakulären Partie in der achten Runde. Damit überflügelte Kramnik den bis dahin führenden Schüler. Carlsen zeigte in Dortmund eine solide Leistung.

Mit 5,5:4,5 Punkten reichte es dem 18-Jährigen indes nur zu Platz zwei gemeinsam mit Peter Leko (Ungarn) und der neuen russischen Nummer eins, Dimitri Jakowenko. Vorjahressieger Leko blieb zwar ebenso wie Kramnik ungeschlagen, aber nur ein Sieg und neun blutleere, meist schnelle Remis waren zu wenig für eine Titelverteidigung.

Hielt sich der Schaden für den Franzosen Etienne Bacrot (4:6) in Grenzen, stürzt Naiditsch in der Weltrangliste weiter ab. Der kometenhaft aufgestiegene Dortmunder büßt durch vier Niederlagen und lediglich sechs Unentschieden weitere Weltranglistenpunkte ein.

Der 23-Jährige schien im Juni zwischenzeitlich sogar in die Top 25 auf dem Globus aufsteigen zu können. Doch nach einem schwachen Resultat in Sibirien folgte nun das nächste in seiner Heimatstadt. 2005 hatte Naiditsch die Dortmunder Schachtage vor Kramnik gewonnen und sich damit als deutsche Nummer eins etabliert.

In der Schlussrunde musste der Karate-Kämpfer (Blauer Gurt) wieder eine bezeichnende Niederlage hinnehmen: Die Weltspitze ist deutlich besser auf die Eröffnungen vorbereitet als Naiditsch. Kramnik kopierte einfach dessen Begegnung zwei Tage zuvor gegen Leko.

Im 18. Zug verbesserte er die Strategie des Ungarn und vollstreckte in 24 weiteren zum zweiten Erfolg über Naiditsch. Der Exweltmeister wird häufig für sein allzu klinisches Spiel gegeißelt - bei seinem Lieblingsturnier brillierte der Weltranglistensechste jedoch einmal mehr auch mit aufregenden Kombinationen.

Den täglich rund 50.000 Zuschauern im Internet blieb der einzige Schnitzer des Russen am Sonntag verborgen. Die paar hundert Schaulustigen vor Ort wunderten sich dagegen, als Kramnik hinter der Bühne hervorkam und sich mit seiner Kaffeetasse gedankenverloren hinter die schwarzen Steine setzte. Doch rasch bemerkte er, dass er damit auf seinen "Aufschlag" mit Weiß verzichten würde und wechselte flugs die Brettseiten.

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